03.05.2003
1. FC Nürnberg – TSV 1860 München
Frankenstadion Nürnberg
autor:
philantrop

Der Club ist abgestiegen

Es wird einige Zeit dauern, bis ich die ganzen Geschehnisse rund um meinen Club verarbeitet habe. Denke ich derzeit daran, ist da nichts als das große schwarze Loch. Manager Edgar Geenen ist entlassen, Fankoordinator Bernd Promberger ist entlassen, Co-Trainer Thomas Brunner ist entlassen und Chefcoach Klaus Augenthaler ist auch entlassen worden. Den ersten beiden weine ich keine Träne nach, doch Klaus Augenthaler war mir der liebste Clubtrainer seit ich diesen Verein begleite. Seit dem hatte auch Thomas Brunner eine Position beim 1. FC Nürnberg. Der, der die Köpfe rollen ließ, sitzt fest im Sattel: Unser großer Vorsitzender Michael A. Roth. Denke ich an ihn, frage ich mich, warum er eigentlich nicht mit gegangen ist? Trifft ihn keine Schuld am Desaster in dieser Spielzeit? Was ist nur in ihn gefahren, nach einem 0:4 beim HSV, das eh schon egal war, so überzureagieren? Hat er gedacht, daß ein neuer Trainer in vier Spielen neun Punkte holen würde? Ich glaube nicht. Ich glaube, Michael A. Roth wollte einfach mal wieder ins Fernsehen. Was er dort sagte, bringt mich teilweise auf die Palme. Die Fan-Aktion nach dem Spiel gegen Hertha BSC Berlin sei organisiert gewesen und „der eine Block”, der deutlich sein Augenthaler-Votum abgab, sei gekauft worden. Ich stehe im Block 13, der ist weit weg vom Block 7, dort brauchen wir keinen Fan-Koordinator und auch dort votierten viele Fans für Auge. Fans kann man nicht kaufen, jedenfalls nicht mich. Und für Thomas Brunner sei es besser, sich auch einmal auf einen anderen Verein einzulassen, hat ARO gesagt. Ich bin der Überzeugung, selbiges wäre für ihn auch die beste Lösung. Seit ich Clubberer bin, werden von der Mitgliederversammlung profilierungssüchtige Selbstdarsteller zum Präsidenten gewählt, die den Verein dann immer wieder dort hinbringen, wo er jetzt auch wieder steht, ins totale Chaos! Ich verstehe das nicht. Es ist an der Zeit für einen Kurswechsel auf dieser Position. Wolfgang Wolf sagte im Sportschau-Interview, der Club ist ein großer Verein mit einer langen, erfolgreichen Tradition, vielen Fans und einem Umfeld, welches im deutschen Fußball seines gleichen sucht. Er will jetzt eine erfolgshungrige Mannschaft aufbauen. Ich habe das schon so oft gehört, seit ich 1980 das erste Mal beim Club war und wenn sich nicht mal was grundsätzliches ändert, werde ich das wohl auch die nächsten 23 Jahre noch oft hören. Das mit „dem Verein, bei den Erfolgen, bei dem Umfeld, bei diesen Fans” ist doch nichts als Phrasendrescherei! Seit 1980 beschränkte sich der Erfolg dieses Loservereins auf ein verlorenes DFB-Pokalfinale 1982 und eine verlorene Erstrundenbegegnung gegen den AS Rom im UEFA-Cup sechs Jahre später. Und in den Siebzigern spielte man auch öfter gegen Bayern Hof in der zweiten Liga als gegen Bayern München. Ich frage mich, wie lange man noch braucht in Nürnberg, bis man aufhört, von einer erfolgreichen Vergangenheit zu reden. Erfolgreiche Steinzeit wäre angebrachter.
Durch ein 1:2 gegen den langweiligsten Verein der Welt vor 35.000 Zuschauern im Frankenstadion heißt die Wirklichkeit erst einmal wieder zweite Liga, nächstes Jahr haben wir Clubfans Samstags frei. Danke dafür an alle traditionsbewußten Verantwortlichen des 1. FC Nürnberg und besonders an Michael A. Roth. Prost!

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