15.03.03 KFC Uerdingen - VfL Osnabrück
Krefeld, Grotenburg-Stadion, 14.00 Uhr
16.03.03 SC Rot-Weiß Oberhausen - FC St. Pauli
Oberhausen, Stadion am Niederrhein, 15.00 Uhr
autor:
alteheide

Es ist herrlich, wenn Dir die Sonne zum ersten Mal ein hauchzartes Gefühl von Frühling in die Denkmaschine zaubert. Und noch herrlicher ist es, wenn dies an einem Samstag Nachmittag geschieht, für den Du Dir nichts anderes vorgenommen hast als eine schöne Portion Fußball zu genießen.

Uerdingen war unter diesen Voraussetzungen eine gute Wahl. Nette Leute, prima Stadion, exzellente Grillwurst. Ich will nicht, dass dieser Verein auch noch aus der Regionalliga absteigt. Aber was ich haben will, das krieg ich nie. Deswegen haben sie auch verloren. Sie hätten genauso gut 0:0 spielen können. (Gewinnen war nicht drin, denn dazu muss man Tore schießen und dazu wiederum braucht man Torchancen, und ich kann mich nicht an eine ernsthafte erinnern. Kann aber auch sein, dass ich mich irre. Sicher ist jedenfalls, dass ich nie das Gefühl hatte, sie könnten ein Tor erzielen.) Aber Osnabrück steht halt oben, und wenn man oben steht, dann gewinnt man solche Spiele. An wen soll ich die 5 Mark überweisen?

Vielleicht hat es mir in Uerdingen auch nur deshalb so gut gefallen, weil meine Welt zu diesem Zeitpunkt noch vollkommen in Ordnung war. Das sah einen Tag später schon etwas anders aus. Und verantwortlich dafür zeichnete wieder einmal kein Geringerer als unser aller Darling: der FC St. Pauli von 1910.

Ich tue hier und heute eines meiner bestgehüteten Geheimnisse kund: ich bin kein allzu großer Optimist. Vor Fußballspielen, deren Ausgang mir am Herzen liegt, rechne ich mit einer knappen Niederlage (bestenfalls). Vor Fußballspielen mit Beteiligung des FC St. Pauli hoffe ich eigentlich nur, dass keine wie auch immer geartete Katastrophe eintritt.

Doch in Oberhausen war das anders. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie wir es anstellen könnten, dieses Spiel nicht zu gewinnen. Das mag daran liegen, dass mein Ghostwriter und ich in der Spielvorbereitung wirklich alles richtig gemacht haben: am Abend vorher zwar dicht gewesen, aber nicht so arg - schon dreieinhalb Stunden vor Spielbeginn am Oberhausener Bahnhof angekommen - ein Bier getrunken und das Pfand zurückgeholt - bei Kartenverkaufsstart bereits am Häuschen gewesen - die abschließende Taktikbesprechung in aller Ruhe in einer pittoresken Kneipe abgehalten - am Kanal noch mal in uns gegangen - hochkonzentriert den besten Kurvenplatz gesucht und gefunden.

Was konnte da noch schief gehen? Ach ja, das Spiel: Keine einzige Torchance. Abgesehen von den ersten 15 Minuten keine drei Kurzpässe am Stück, die den eigenen Mann erreichten. Müller, der wiederholt den Bulat machte. Ein bunter Haufen, der bei anderen Mannschaften "Abwehr" heißt. Ein nicht existentes Mittelfeld. Oliver Held. (Jaja, ich weiß: der hat wenigstens gekämpft. Aber er ist eben kein Stürmer. Kann der nicht woanders kämpfen? Auf der Bank vielleicht? Oder bei einem anderen Verein?) Die zweite Halbzeit hat mich fatal an die ersten beiden Auswärtsspiele der Saison - Frankfurt und Lübeck - erinnert. Lübeck war zwar noch schlimmer, aber zumindest hat IceMan da mal eine ordentliche Grätsche ausgepackt.

Hinterher hab ich mich gefühlt wie ausgekotzt. Warum solch eine Leistung in einem so wichtigen Spiel? Auf diese Frage (die man sich ja nicht nur einmal pro Saison stellt) gebe ich mir immer dieselbe Antwort: so ist St. Pauli halt. Ich kenne es nicht anders.

Aber dann ist mir noch etwas eingefallen: Oberhausen war vorher sieben oder acht Spiele lang sieglos geblieben. Wahrscheinlich halluziniert jeder Fußballfan dieses Planeten, dass solche Serien immer nur mit freundlicher Unterstützung seines/ihres Vereins reißen. Doch das stimmt so sicherlich nicht. Außer man ist Fan des FC St. Pauli.

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