22.02.03 FC Bayern München ­ 1. FC Nürnberg autor: philantrop

Früher waren die Spiele des FC Bayern München gegen den 1.FC Nürnberg immer ausverkauft, doch beständiges Lamentieren über den mangelnden Komfort des Olympiastadions bei gleichzeitiger Anhebung der Ticketpreise ließen an diesem 22. Februar nur 45.000 Zuschauer diesem Duell beiwohnen. Etwa 8.000 von ihnen mögen den fränkischen Verein unterstützt haben, schätze ich.

Mein Platz befand sich dieses Jahr im Bock W, was mir das zweifelhafte Vergnügen bescherte, neben dem Stehplatzblock der Bayern Fans sitzen zu dürfen. Ein Einpeitscher mit Megaphon heizte die Stimmung schon vor dem Spielbeginn kräftig an, nur unterbrochen durch ein mir bisher nicht bekanntes Vereinslied des FCB, dessen Text auf der Anzeigetafel eingeblendet wurde und das begeistert mitgesungen wurde. Kein Wunder, handelte der Text doch auch davon, dass das Land Bayern vom Fußball regiert wird(!) und dass der FCB sowieso alles wegputzt, was sich ihm in den Weg stellt. Beim Einlauf der Mannschaften hatten sich dann auch auf der Gegengeraden so viele Menschen eingefunden, dass ein übergroßes T-Mobile Trikot mit der Nr. 12 ausgerollt werden konnte, was das Heimteam sicher motivierte, sollte es doch sicher signalisieren, dass man sich auch in harten Zeiten von seinen treuen Fans unterstützt wissen darf.
Das Spiel war sehr einseitig, da sich die Nürnberger Mannschaft konsequent weigerte, Fußball zu spielen, und so kam der Ligakrösus zu einem ungefährdeten 2:0 Sieg gegen den Abstiegskandidaten.
Beeindruckend fand ich, dass die Torschützen vom Stadionsprecher immer gleich dreimal genannt wurden, auch der schwerhörige Fan hat so die Möglichkeit, zu verstehen, wer das Tor erzielt hat. Der Bayernblock feierte natürlich ausgelassen den großartigen Erfolg und bewies mit dem Anstimmen des Liedes "40 Millionen, was sind schon 40 Millionen", dass man auch auf den billigen Plätzen die Tagespresse liest und hinter dem phantastischen Management des FCB steht.

Als der Schlusspfiff endlich ertönte und ich zu meinen Freunden in die Nürnberger Kurve lief, tat ich das mit dem Gefühl, dass Geld doch Tore schießen kann und ob der anderen Ergebnisse mit der Erwartung, dass mir dieses Spiel nächstes dann vielleicht doch erspart bleibt.
Zwei Stunden später wurden wir aus einer Kneipe geworfen, weil wir zu laut gesungen hatten. Obwohl das Auftreten der Mannschaft an diesem Tag eher für Hasstiraden geeignet gewesen wäre, sangen wir auf der Straße weiter, dass der Club unsere große Liebe ist.

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