02.08.2003
Ujpest FC – Matav Sopron FC
Megyeri Uti Stadion
autor:libero

VfL Osnabrück und der 1. FSV Mainz 05 auf Osteuropa-Tour?

Die schlimmste Zeit im Jahr, neben Weihnachten, Fasching, diversen Familienfesten und der Winterpause hat endlich ein Ende. Die Sommerpause ist vorbei und ich weile zu Beginn der Saison in Ungarn auf dem grandiosen Sziget-Festival zu Budapest. Alkohol, Marijuana, gute Bands und nette Leute ersetzen einem, und mir schon zwei mal nicht, kein Fußballspiel.

Also gegen 18 Uhr los und mit dem Taxi zum Stadion. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar gut ausgebaut nur hilft das alles nichts, wenn man nicht weis wohin man denn eigentlich muss. Auf Nachfrage meinte der Taxifahrer, dass die ungarischen Fußballfans sehr aggressiv seien und man vorsichtig sein sollte. Gesagt, getan. Vor das Stadion, das übrigens mitten in einem Wohnviertel liegt, die Tickets geholt und voller Vorfreude sich gute Plätze in diesem in Vereinsfarben gehaltenen Sitzplatzstadion ausgesucht.
Ich stellte anschließend einige Dinge fest:

1. Neben uns kamen noch ca. 3500 andere auf die gleiche Idee.
2. Obwohl es auf dem ganzen Festival, und dort wirklich an jeder Ecke, eine Grillbude mit Paprikawurst gab, fand ich im Stadion keine einzige Wurstbude. Die Ungarn essen Sonnenblumenkerne zum Spiel.
3. Es gab keinen einzigen auswärtigen Fan in diesem Stadion. Der ganze „Auswärtsblock“ blieb leer.
4. Auch in Ungarn werden die Fans vor dem Spiel mit Dudelmusik zugedröhnt, so dass ihnen keine Zeit zum Singen bleibt.
5. Und das Aufwärmen ist nirgendwo ein Indikator für den Spielausgang.

Das Spiel begann und Ujpest FC, also von den Kräfteverhältnissen bzw. von meiner Beobachtung her, eher der 1. FSV Mainz 05 war die taktisch versiertere, lauffreudigere, ballsicherere und ansehnlichere Mannschaft. Nur trugen sie eben die lila-weißen, längsgestreiften Trikots vom VfL Osnabrück. Wohingegen Sopron in rot-weißen, quergestreiften Trikots dem Ball, bzw. eher den Gegenspielern hinterher lief und tief stand, wie man es von einem Aufsteiger oder einem Abstiegskandidaten auswärts und ohne Fanunterstützung vorstellt.

Ujpest FC stellte sich als klar überlegene Mannschaft vor, die von ihren Fans mit einem unglaublich lauten, mal italienischen, mal englischen Support unterstützt wurden. So ein überdachtes Stadion ist schon was feines. Von ihren Fans nach vorne getrieben erspielten sie sich eine Chance nach der anderen, waren aber unfähig sie zu nutzen. Ich bin mir sicher, der eine oder andere Leser ahnt bereits, welche abgedroschene Phrase jetzt kommen muss. Richtig, wenn man sie vorne nicht rein macht, kriegt man das Ding hinten rein.

In der 41. Minute schoss Sopron nach einem Zuckerpass, der die Viererkette aushebelte das 0:1. Den Fans schien das erst mal nichts auszumachen und sie peitschten ihre Mannschaft weiter nach vorne, so dass sie prompt im Gegenzug noch den Ausgleich vor der Pause schafften. Die Seiten wurden gewechselt, es änderte aber nichts. Ujpest FC weiter am Drücker, doch zu oft unglücklich, zu selten über die Außen und falls doch kamen Flanken rein, die eigentlich nicht als solche zu bezeichnen sind. Sopron FC kam so ca. in der 75. Minute mal wieder in den Strafraum um sogleich eine Verwirrung der Abwehrreihe zu nutzen und aus kürzester Distanz zum 1:2 einzuschieben.
Jetzt änderten auch die Fans ihre Unterstützung. Anstatt dem auch in der zweiten Halbzeit ausdauernden und nach wie vor äußerst lautem Support schwankte nun die Stimmung um in „Hungaria, Hungaria“-Rufe. Dazu muss man wissen, dass Sopron mal die Hauptstadt vom Burgenland in Österreich war und in Folge dessen, von den Ungarn nicht wirklich als Ungarn betrachtet wird. Das habe ich allerdings auch erst später erfahren, so dass ich ziemlich verdutzt war.

Die Mannschaft von Ujpest reagierte auch darauf nicht angemessen und scheiterte nach wie vor immer an der gut stehenden Innenverteidigung. Ein weiterer Vorstoß von Sopron zwei Minuten vor Schluss machte die Sensation endgültig perfekt. Das Spiel bewegte sich auf schlechtem Zweitliganiveau, so dass man das Fazit ziehen kann, der VfL Osnabrück in den Trikots des 1. FSV Mainz 05 verliert gegen ebendiesen nach vorherigem Trikottausch zu Hause 1:3.

Und ich habe einen neuen Länderpunkt...

zurück