16.09.03
1860 München (Am.) – Bayern München (Am.)
Grünwalder Stadion, 600 Zuschauer
autor:
libero

Zurück ins Grünwalder Stadion?

Ab und zu bin ich schon froh, dass ich ein verschrobener Typ Mensch und kein Fußballstadion geworden bin. Okay, ein Stadion wäre immerhin besser als eine Arena, aber darum geht es ja gerade gar nicht. Wenn ich ein Fußballstadion wäre, dann möchte ich, dass die Fans regelmäßig und zahlreich mich besuchen um sodann friedlich und kreativ ihre Mannschaft unterstützen. Aber was, wenn sie sich nicht so verhalten? Gute Frage.

Das ehrwürdige Grünwalder Stadion hat sich diese Frage wohl auch gestellt am 16. September diesen Jahres. An diesem Dienstag traf im Totopokal die Amateurmannschaft des TSV 1860 München auf jene vom FC Bayern München. Man könnte diese Paarung also auch ein kleines Derby nennen. Davon will ich aber absehen.

Mir bot sich ein schreckliches Bild, als ich in das Stadion eintrat. Neben mir waren geschätzte 600 Andere ebenfalls bereit, sich dieses Spiel anzusehen. Selber schuld, möchte man meinen.

Das trostlose Spiel begann und damit auch der Sangeswettstreit von 200 Bayern-Fans im Gästeblock mit den 20 Sechzger-Fans auf der Haupttribüne.
Diese Masse an Zuschauern stimmte mich nachdenklich.
Was ist denn mit einer Fanszene los, wenn bei einem Duell gegen den großen Stadtrivalen, noch dazu in ihrer „Heimat Grünwalder“, sich gerade mal 20 Unterstützungswillige finden und sich einer zehnfachen Übermacht der Gästefans gegenüber sehen? Ich weiß es nicht genau und nenne es aus diesem Grunde einfach mal eine Mischung Resignation, Verdrossenheit und bayerische Lethargie.

Spätestens jetzt könnte ich in einem Spielbericht den Punkt Fans abschließen. In diesem besonderen Falle jedoch nicht. Diese 20 Leute waren zu meinem Leidweisen, aufgrund der überdachten Tribüne und an meinem Standort im Stadion, sehr gut zu verstehen. Es begann mit einem „Immer wieder Hurensöhne, Tod und Hass dem FCB“, welches im weiteren Verlauf des Grand Prix de Support circa 100 Mal wiederholt wurde, steigerte sich zu einem „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ welches Abwechselnd mit Beschimpfungen auf Homosexuelle intoniert wurde und erreichte seine Vollendung in einem „Husch husch XY wieder in den Busch“. Letzteres wurde, schlimm genug allemal, nur von Einzelnen vorgetragen.

Es ist eigentlich unnötig zu erwähnen, dass dieser Gruppe während des ganzen Spiels nicht die Idee kam, die eigene Mannschaft zu unterstützen, so dass nach dem 1:0-Führungstreffer durch Lance Davids in der 23. Minute ein weiteres „Immer wieder Hurensöhne, Tod und Hass dem FCB“ zu vernehmen wahr. Eben jenes Lied, dass auch nach dem Ausgleichstreffer von Hasenhüttl, per Foulelfmeter, angestimmt wurde.

Vor ca. zwei Jahren wurde eine Internetstudie veröffentlicht, welche die These stützte, dass die Fans vom TSV 1860 München den niedrigsten durchschnittlichen Intelligenzquotienten unter den Fußballfans haben. Bei solchen Vergleichsstudien bin ich immer skeptisch, schmeiße bei dieser jedoch viele meiner Bedenken über Bord, denn für einen Teil der Löwenfans scheint es absolut zutreffend zu sein.

Die zweite Halbzeit hielt für mich und die restlichen Zuschauer noch ein Tor durch Erdal Kilicaslan für die Bayern-Amateure bereit, welches wiederum ihre Fans dazu veranlasste „Blut und Ehre für die Bayern-Amateure“ zu singen. Rot lackierte Löwenfans? Gut möglich, genauso gut ist es aber auch möglich, dass dies der normale Umgangston in deutschen Fußballstadien geworden ist.
Das hat mit Fußball nichts zu tun!

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