05.06.04
VfR Aalen – FC Rot-Weiß Erfurt
Städtisches Waldstadion Aalen, Regionalliga Süd Zuschauer 3820
autor:
ghostwriter

 

Als ich das letzte Mal im Städtischen Waldstadion in Aalen war, glich dieses eher einem besser ausgebauten Sportplatz. So weit ich mich erinnern kann, gab es für Zuschauer nur auf einer Seite des Spielfeldes betonierte Stufen. Die anderen Seiten waren lediglich mit Gras bepflanzte Hügel. Damals spielte der VfR Aalen noch in der Amateur-Oberliga Baden-Württemberg und hatte zwecks eines Vorbereitungsspieles die Borussen aus Mönchengladbach zu Gast (Effe war leider verletzt und konnte nicht auflaufen). Peinlich für die Fohlen vom Niederrhein, denn das Spiel wurde vom VfR Aalen gewonnen und zwar mit 2:1. Erwähnenswert jedoch der zwischenzeitliche Ausgleich durch einen wunderschön ins Tor gezirkelten Freistoß, getreten von Kastenmeier. Das war im Juli 1996. 2002/2003 wurde das Stadion komplett umgebaut und ist nun sogar 2. Liga tauglich. Es bekam drei große Tribünen mit Sitz- und Stehplätzen und bietet nun Platz für 11.211 Zuschauer. Im letzten Jahr wurde hier das Endspiel im Liga-Pokal ausgetragen. Der VfR Aalen spielt mittlerweile in der Regionalliga Süd. Die Fahrt von meinem Wohnort bis nach Aalen dauerte ca. 40 Minuten und immer wieder goß es wie aus Kübeln. Deshalb beschloß ich, mir heute mal einen Sitzplatz zu leisten, den die sind allesamt überdacht. Als ich schließlich meinen Sitzplatz eingenommen hatte, hellte der Himmel etwas auf und es hörte auf zu regnen. Egal, jetzt habe ich schon bezahlt. Ich sehe mich um, schönes Stadion, denke ich mir. Ich sitze auf der Gegengeraden etwa in Höhe der Mittellinie. Perfekt! Zu Gast ist heute der FC Rot-Weiß Erfurt. Der 34. Spieltag. Zur Tabellensituation beider Vereine: Der FC Rot-Weiß Erfuhrt, kommt als Tabellenführer und hat bereits am vorherigen Spieltag den Aufstieg in die 2. Bundesliga perfekt gemacht. Dementsprechend zahlreich erschienen ist deshalb der gut gelaunte Anhang der Erfurter. Ich bin schlecht im Schätzen, aber ich denke es waren so um die 350. Der VfR Aalen liegt auf Platz 7. und könnte heute im Falle eines Sieges sogar noch in die zweite Liga aufsteigen. Dazu müßte jedoch der 1. FC Saarbrücken verlieren, und Augsburg, Wehen und Hoffenheim dürften bei ihren Partien nicht über ein Remis hinauskommen. Aufstieg also eher unwahrscheinlich, aber “es darf ja schließlich noch geträumt werden³, so stand es jedenfalls in der Stadionzeitung. Um 14.30 Uhr pfiff der Schiedsrichter die Partie an, und Aalen machte gleich von Beginn an Druck. Erfurt hatte ersteinmal Probleme ins Spiel zu finden. Der VfR erarbeitet sich in der ersten viertel Stunde des Spiels bereits mehrere guter Chancen. Scheiterten jedoch jeweils bei ihren Versuchen die Kugel im Netz unterzubringen. Nach gut 20 Minuten verflachte die Sturm- und Drangphase der Aalener jedoch und der FC RWE kam nun öfters in Ballbesitz. Dennoch schafften es die Schwaben immer wieder gefährlich vor dem Tor der Ostdeutschen aufzutauchen und köpften innerhalb kürtzester Zeit drei mal über den Kasten. Und nun sollte sich eine alte Fußballerweisheit wiedereinmal behaupten. Wenn man die Dinger vorne nicht rein macht, ja dann... Richtig! Erfurt erzielte den ersten Treffer des Tages ca. fünf Minuten vor der Pause. Aalen traf zwar kurze Zeit später noch den Pfosten, aber es nutzte nichts. Mit 0:1 ging es in die Kabinen. Schönes Spiel bis jetzt. Sehr unterhaltsam und endlich während der Halbzeitpause begann es wieder zu regnen. Ich war froh, was meine Platzwahl betraf die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Wie schön ist doch ein Dach über dem Kopf. Anpfiff zur zweiten Halbzeit. Und diese sollte es wirklich in sich haben. Aalen begann wieder wie am Anfang der ersten Halbzeit. Sie übten mächtig Druck auf die Abwehr der Erfurter aus und schließlich nach nur drei Minuten erzielten sie den wohlverdienten Ausgleich. 1:1. Jetzt war richtig Pfeffer im Spiel. Es machte Spaß dem VfR zuzuschauen. Weitere drei Minuten später der nächste Angriff und ... TOR! 2:1 für den VfR. Das Publikum raste. Ich bin ebenfalls begeistert. Ich komme voll auf meine Kosten. Die Fahrt hat sich jetzt schon gelohnt. Die Schwaben spielten sich in einen Rausch. Weiter neun Minuten später der nächste Dämpfer für die Rot-Weißen. Aalen macht das 3:1. Doch nicht genug. Ca. 20 Minuten vor dem Ende dann sogar das 4:1. Das Publikum ist völlig aus dem Häuschen. Animiert durch die Erfurter Fans machen die Aalener Zuschauer begeistert die “Welle³. Der Fisch ist geputzt (mir gefällt dieser Ausdruck). Das kann man wirklich so sagen. In der Folge schaltet der VfR dann einen Gang zurück und so darf auch Erfurt noch mal. Sie schaffen es noch ein paar mal in den gegnerischen Strafraum, scheitern jedoch immer kläglich. Bei ihnen ist die Luft raus. Nicht mehr lange und das Spiel ist aus. Während dessen macht sich am Spielfeldrand in der Nähe des Blockes mit den Erfurter Fans eine Hundertschaft der Polizei in voller Montur bereit. Ich bin etwas verwundert. Daß hier ziemlich viel Polizei unterwegs war, war mir ja schon während des Spiels aufgefallen, daß sich nun jedoch noch ein ganzes Batallion zur Schau stellte fand ich schon etwas krass. Aber in einem Stadion ohne Zäune müsse es halt die Bullen wieder richten. Ich fühle mich schließlich irgendwie als wäre ich auf einer Demo oder dergleichen gelandet. Nach egal. Der VfR Aalen gewinnt sein letztes Saisonspiel überzeugend und bleibt trotzdem in der Regionalliga, da sich Saarbrücken keine Blöße gab und 2:1 gegen Schweinfurt gewonnen hat. Schade für die Aalener. Aber vielleicht im nächsten Jahr. Zufrieden, und mit der Gewißheit, ein tolles Spiel gesehen zu haben mache ich mich auf den Heimweg. FORZA!

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