02.10.04
Borussia Dortmund – 1.FC Nürnberg 2:2 (2:2)
Westfalenstadion, 73500 Zuschauer
autor:
zerstoerer

 

Schon beeindruckend, wenn man zum ersten mal das Dortmunder Westfalenstadion betritt. Mit 83 000 Plätzen eines der größten Fußballstadien in Europa, erreichen die Ränge an den Rändern des Spielfeldes eine fast bedrohlich wirkende Höhe. Besonders beim Blick auf die mir gegenüberliegende Südtribüne mit 24 000 Fans wird mir einen kurzen Moment ganz anders.

Quelle: www.stadionwelt.de

 

Aber dann wende ich meine Aufmerksamkeit dem Spiel zu, dessen Anpfiff ich verpasst habe und das bereits seit fünf Minuten läuft. Zum Glück hab ich einen Sitzplatz. Die meisten Gäste-Stehplätze sind nämlich direkt am Zaun, nur unwesentlich über Spielfeldhöhe. Auf der sehr breiten obersten Stufe diese Stehblocks drängen sich mehrer Reihen Club-Fans auf gleicher Ebene. Wer ein Loch durch den Zaun gefunden hat, muss auch noch hoffen, dass ihm der Vordermann nicht die Sicht versperrt. Gäste-Stehplatz in Dortmund, nicht empfehlenswert!

Der Club präsentiert nach den Auftritten in Lautern, beim HSV und in Leverkusen auch beim vierten Gastspiel sein Auswärtsgesicht. In der Abwehr zwar nicht völlig souverän, dafür aber kompromisslos nach vorne spielend, schnell und direkt.

Nach 25 Minuten steht´s dann 2:0 durch Vittek und Mintal. Nicht unverdient, weil die Borussia nach vorne ähnlich behäbig spielt, wie der Club in seinen Heimspielen. Das Spiel selbst machen können in der Bundesliga offenbar nur wenige Vereine.

Trotzdem werde ich schnell skeptisch. Wenn der Club so früh so klar führt, muss das kein gutes Zeichen sein. Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, schon springt Koller höher als Nikl und köpft zum 2:1 ein.

Danach folgt die einzig heiße Phase der Dortmunder in diesem Spiel, und als Club-Torhüter Schäfer mal wieder eine seiner gefürchteten Unsicherheiten zeigt, ist es nur dem Unvermögen der Schwarz-Gelben zu verdanken, dass der Ball knapp am Tor vorbeigeht.

In den letzen zehn Minuten der ersten Halbzeit gelingt es dem Club dann, den BVB wieder einzuschläfern. Ich bin – unerklärlicherweise immer nur bei Auswärtsspielen – mal wieder so angespannt, dass ich mir das Spiel kaum anschauen kann. Nur gut, dass ich auf´s Klo muss und darum nach über 40 Minuten aus dem Block verschwinden kann. Kurz bevor Jan Koller in der 44. Minute zum zweiten mal zuschlägt.

In der Pause gibt´s dann hitzige Diskussionen. Warum spielt Nikl gegen Koller und nicht der wesentlich größere Hajto. Jetzt wird der Club wohl ´ne Packung kriegen. Oder doch nicht?

Eigentlich will ich mir die zweite Hälfte nicht wirklich anschauen, weil ich das Warten auf die Dortmunder Führung als absolute Folter empfinde. Ich würde in diesem Moment genauso gern zum Zahnarzt gehen, wie dieses Spiel sehen zu müssen. Zugegeben, der Zahnarztbesuch ist körperlich schmerzhafter. Dafür ist das Unwohlsein in der zweiten Halbzeit wesentlich größer, als das auf dem Weg zum Dentist.

Aber die Dortmunder Team zeigt gar nichts und der Support der Heimfans ist schon das ganze Spiel lang quasi nicht vorhanden. Fast 120 Millionen Schulden, 67 Millionen Verlust 2003, kein Heimsieg in dieser Saison, keine Mittel, einen Aufsteiger zu besiegen. Auch 24 000 Fußball-Fans auf einer Tribüne können sich verloren vorkommen. Zumindest wirken sie so. Ganz anders die 3000 Clubberer, die praktisch das ganze Spiel über Betrieb machen.

Und tatsächlich tut sich auch nichts mehr. Im Gegenteil. Der Club hat zweimal die Chance auf den Sieg, aber die Dortmunder können das Leder jeweils von der Linie kratzen.

So bleibt´s beim 2:2 und beim Auswärts Hui, daheim Pfui. Sieben Spiele, sieben Punkte für den FCN. 34 Spiele, 34 Punkte??? Das würde mal wieder den Abstieg bedeuten. Zumindest war ich vorher mal in der wohl beeindruckensten Arena Deutschlands. Ein Ort großer Fußballkultur. Allerdings ein mehr und mehr verblassender…

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