05.02.05
1. FC Nürnberg – Hamburger SV 1:3
Frankenstadion, Nürnberg
autor:
alteheide

 

Der philanthrop hatte es schon eine Woche vorher gewusst: dass der Club gegen den HSV verlieren wird, weil ihm das ähnlich sähe, nachdem er ja gegen den VfB so hervorragend gespielt hat. Ich hätte seiner Einschätzung Vertrauen schenken sollen, denn er kennt den FCN schon ein paar Jahre länger und um ein Vielfaches besser als ich. Doch Erfahrungen sind dazu da, selbst gemacht zu werden, und außerdem war die Aussicht viel zu verlockend, dabei zu sein, wie der Erste Fußballclub Nürnberg casigordos große Klappe wenigstens für ein paar Stunden verstummen lässt...

Und dann das! Einer erschreckend harmlosen Nürnberger Mannschaft fiel gegen größtenteils souveräne - wenn auch in der Offensive viel zu passive - Hamburger kaum Zwingendes ein, und so machte der Gast aus der einzigen richtigen Torchance der ersten Halbzeit auch prompt das 0:1. In der zweiten Hälfte bot sich ein ähnliches Bild; das 0:2 folgte auf dem Fuße. Komischerweise war beide Male Takahara der Torschütze - jener Takahara, der zwar die Berufsbezeichnung Stürmer trägt, in der Regel aber ungefähr so torgefährlich ist wie Zickler kurz nach seinem zweiten Schienbeinbruch.

Der Club fand in der Folge etwas besser ins Spiel, allerdings ohne sich zwingende Chancen herauszuspielen. Erst zehn Minuten vor Schluss fiel der Anschlusstreffer durch Vittek. Jetzt wachten die Nürnberger vollends auf, und mit ihnen auch die Zuschauer im Frankenstadion, die das Spiel bisher nur mit den üblichen, vornehmlich gegen die eigenen Spieler gerichteten Schimpftiraden begleitet hatten. (Ausnahme natürlich wie immer der anscheinend streng nach dem Führerprinzip organisierte Block der fränkischen Ultras mit seinem endlosen Vor-Sich-Hin-Gebrabbel, welches Stimmung im Stadion ironischerweise eher verhindert als schafft – aber das ist ein anderes Thema).

Was folgte, war eine begeisternde Drangperiode der Clubberer, mindestens zwanzigtausend Ecken am Stück, einige gute Gelegenheiten, und, wie zu erwarten: kein Torerfolg. Die beste Chance der Nürnberger verhinderte der kurz zuvor eingewechselte Benjamin Lauth, als er für die Hamburger auf der Linie klärte. Ausgerechnet Lauth, der schon im Hinspiel das glückliche Siegtor für den HSV erzielt hatte! Dem Ex-Löwen blieb es dann auch vorbehalten, dem Club mit einem Kontertreffer in der Nachspielzeit den endgültigen Todesstoß zu versetzen.

Was bleibt, ist einmal mehr die Erkenntnis, dass ansonsten rational denkende, äußerst vernunftbegabte Menschen im Fußballstadion zu gnadenlos subjektiven Berserkern werden (weil der Schiedsrichter dem Club ja innerhalb von fünf Minuten zwei „hundertprozentige“ Elfmeter verweigert hat). Und die Hoffnung, dass auch langjährige, durch alle Höllen gegangene Fans in ihrer Einschätzung des Weges, den der Verein vor sich hat, ab und zu einmal falsch liegen. Denn andernfalls steigt der Club am Ende wirklich wieder ab.

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