25.10.05
SpVgg Unterhaching – 1. FC Saarbrücken 2:1 n.V. (1:1, 0:0)
Stadion im Sportpark Unterhaching
Zuschauer: 1500

autor:
ghostwriter


Wenn man so wie ich, aus dem fußballerischen Niemandsland kommt, dann nimmt man eigentlich jede Gelegenheit, die sich bietet, wahr, ein Stadion und das darin stattfindende Fußballspiel zu besuchen. Diese Gelegenheit bot sich mir an jenem 25.10.2005. Die SpVgg Unterhaching trat an diesem Abend in der 2. Runde des DFB-Pokals im heimischen Stadion gegen den 1. FC Saarbrücken an, und da ich mich zu dieser Zeit zu einer Fortbildung in der Nähe von München aufhielt, nahm ich mir vor, dieses Spiel zu besuchen. alteheide war so freundlich, mich auf diese Reise in die Abgründe der 2. Liga zu begleiten. Viel erwarteten wir nicht von diesem Spiel. Schließlich standen zu diesem Zeitpunkt beide Teams auf einem Abstiegsplatz. Aber bei einem DFB-Pokal-Spiel gibt es ja schließlich immer einen Gewinner, wenn´s sein muss, dann evtl. durch Elfmeterschießen.

Für mich war es der erste Besuch des Sportparks seit dem Umbau anlässlich des Aufstiegs der SpVgg in die 1. Bundesliga. Mittlerweile würde auch das alte Stadion wieder völlig für das heimische Publikum ausreichen. An diesem Abend waren ca. 1500 Fans, darunter ca. 100 Saarbrücker im Stadion anwesend. Dementsprechend traurig auch die Atmosphäre. Wir gesellten uns, stets darauf bedacht, genügend Abstand zu den Schwarz-Blauen-Ultras zu halten, in den Gästeblock. Was man den Ultras aber gleich im Vorweg schon mal lassen muss, sie haben wirklich viel gesungen, wenn auch das, was sie zeitweise so von sich ließen eher peinlich war, und sogar ich mich fast für sie geschämt hätte.

Was sich dann allerdings auf dem Platz abspielte, spottete jeglicher Beschreibung. Fußball, schlechter als wir es uns ausgemalt hatten. Grauenvoll. Fußball zum Abgewöhnen. Sogar als neutraler Beobachter konnte man keine Freude an dieser Fußlümmelei finden. Schnell war uns beiden klar, zu gerne wären wir an diesem Abend bei unserem Verein am heimischen Millerntor gewesen. Denn der FC St. Pauli spielte an diesem Abend zeitgleich und ebenfalls im DFB-Pokal gegen den VfL Bochum. Bei diesem Spiel hatten wir uns allerdings, zumindest für unseren FC, nicht viel ausgerechnet, und waren eher von einer Niederlage der Hamburger ausgegangen. Da uns aber, der vor dem Internet-Radio sitzende libero, ständig per SMS über den aktuellen Spielstand auf St. Pauli informierte, geriet das Spiel im Sportpark schnell zur Nebensache. Jedes Vibrieren meines Handys in der linken Hosentasche ließ mich zusammenzucken. So auch in der Anfangsphase. Oh je, bestimmt das erste Gegentor. Zu unserem Erstaunen mussten wir dann aber lesen, das der FC bereits nach nur wenigen Minuten durch Mazingu-Dinzey 1:0 in Führung ging. Wir waren uns aber beide einig, das hat noch nichts zu sagen. Wir kennen ja unseren FC St. Pauli.

Auf dem Spielfeld vor uns, plätscherte das Spiel so dahin. Chancen so gut wie nicht vorhanden. Dann wieder das Vibrieren des Telefons. Oh Gott! Bestimmt der Ausgleich für Bochum. Stimmte nicht, aber genauso tragisch! Torschütze Mazingu-Dinzey ballert einen Foulelfmeter am Tor vorbei. Das rächt sich bestimmt noch. Die Saarbrücker Ultras schmetterten weiter ihre teilweise hirnverbrannten Lieder. Dann kurz vor der Pause die unglaubliche SMS: St. Pauli ging weiter in Führung. 2:0 durch Felix Luz. Wir konnten es kaum glauben. Welch tolles Spiel in Hamburg! Welch grottenschlechter Kick in Haching. 0:0 zur Halbzeit!

Während der Pause vertrieb sich alteheide die Zeit mit Fotos machen. Man konnte es gut aushalten heute im Stadion. Die Temperaturen geradezu frühlingshaft.

Das Spiel ging weiter. Wir waren extrem angespannt. Trotz der 2:0-Führung der Kiezkicker, glaubten wir immer noch nicht an einen Sieg gegen den VfL. Mein Blutdruck stieg. Irgendwann, es war wohl in der 55. Minute, ging Saarbrücken überraschend durch Hadji (Gesundheit!) 0:1 in Führung. Endlich mal so etwas wie Stimmung in der Bude. Die Saarbrücker sangen fröhlich weiter. Schließlich um 20:44 Uhr meldete sich wiederum mein Fernsprecher. Unglaublich: 3:0 für St. Pauli durch Lechner! Wir fingen ganz langsam an, an einen Sieg zu glauben. 12 Minuten vor Ende der regulären Spielzeit glich Haching, ebenso unerwartet wie beim 1:0 der Saarländer, aus. Dann 10 Minuten vor dem Ende der Partie in Hamburg, erhöhte der FC St. Pauli durch einen Treffer von Shubitidze auf 4:0. Die Entscheidung! Wir konnten es kaum fassen. Heute war ein Feiertag. Mittlerweile war es uns auch völlig egal, was sich auf dem Platz vor uns abspielte. Erwähnenswert noch die Rote Karte für Hadji (Gesundheit!) in der 85. Minute wegen unsportlichen Verhaltens. Wir freuten uns auf die Zusammenfassung der Pokalspiele in der ARD, welche wir uns im Anschluss an das Spiel noch bei alteheide anschauen wollten. Doch es drohte ja Verlängerung! Und weil beide Teams nicht fähig waren, noch eins nachzulegen, kam es auch so. Das Spiel in Hamburg war zwischenzeitlich zu Ende. St. Pauli war eine Runde weiter. Herrlich! Hier im Spiel ging es inzwischen weiter. Das gleiche Gewürge wie vorher. Man konnte es eigentlich wirklich kaum mit ansehen.

Eigentlich wollten wir ja die Zusammenfassung, sprich die Tore vom Millerntor im TV ansehen. Wenn wir aber im Stadion blieben, und uns die Verlängerung ansehen würden, dann hätten wir es aber wohl nicht mehr rechtzeitig zurückgeschafft, was sehr tragisch gewesen wäre. Sollten wir das Spiel also vorzeitig verlassen? Ich geriet in einen argen Gewissenskonflikt. Eigentlich rege ich mich immer tierisch über die Leute auf, die das Stadion schon Minuten vor dem Abpfiff verlassen. Das gehört sich einfach nicht, auch wenn das Spiel noch so schlecht ist oder die eigene Mannschaft haushoch zurück liegt. Wir überlegten lange hin und her. Ich hatte Bammel, das erste live Elfmeterschießen meines Lebens zu verpassen. Das hätte mich geärgert. Schließlich verließen wir dann doch nach der ersten Hälfte der Verlängerung das Stadion und fuhren zurück nach München. Wir kamen genau rechtzeitig zurück und bewunderten die St. Pauli-Tore im Fernseher. Wenn auch nicht ohne technische Probleme. Denn alteheides DB-TV-Antennen-Receiver hatte es verweigert, uns ein anständiges digitales Bild zu liefern, wofür das Gerät beinahe den Zertrümmerungstod durch alteheide gestorben wäre. Ich konnte ihn gerade noch zurückhalten.

Ach ja. In Unterhaching kam es zum Glück nicht mehr zum Elfmeterschießen. In der Schlussphase der Partie erzielte Ex-St. Pauli-Spieler N´Diaye den, allerdings sehr umstrittenen, 2:1 Siegtreffer für die Heimelf, nachdem er den Ball zuvor mit der Hand gespielt hatte.

Ich würde sagen, wieder mal alles richtig gemacht! Servus.

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