04.02.06
FC Bayern München – Bayer 04 Leverkusen
Arena Fröttmaning
autor:
sestom


Irgendwie war es kalt. Darin sind sich wenigstens alle einig. Und vielleicht auch, dass der Schweinsteiger in den letzten zehn Minuten ungefähr drei Tore hätte schießen und eines hätte auflegen müssen. Es ist immer jemand anders, über den ich mich aufregen muss bei den Bayern. Erst war er der Pokalheld gegen Mainz, dann scheißt er sich die Hosen voll, wenn er alleine auf den Butt (vulg. engl. Arsch) zuläuft. Ballack, der in diesem Kalenderjahr noch gar nicht aufgefallen war, steht einmal goldrichtig und sorgt für das 1:0. Und da ich prinzipiell nicht aufstehe, nur weil eine Masse mich musikalisch dazu auffordert, freue ich mich um dieses Tor, da es mich nun unterbewusst (oder ist es nur ein Urinstinkt) zum Aufspringen verleitet.

Dann fange ich an zu philosophieren. Warum springt man denn eigentlich auf, wenn man begeistert ist? Warum schlägt man die Hände über den Kopf zusammen, wenn eine Riesen Chance vergeben wird? Ist das eine Form der Sozialisierung, den man sich im Laufe mehrer Jahre als Fußballfan aneignet? Oder tatsächlich ein archetypisches Verhalten? Warum lassen sich Menschen einfrieren? Warum gibt es in der Arena in Fröttmaning eine Markenwelt? Kauft da tatsächlich jemand ein? Wenn ja, wer? Trifft sich tatsächlich jemand am „Meeting Point“? Trifft man am Ende sogar sich selbst? Kann man sich dort auch selbst treffen, wenn man gar kein Englisch kann? Gibt es welche, die dort auf Fleisch warten, weil sie nicht wissen wie man meat schreibt? Wo treffen sich eigentlich Blinde in der Arena? Sind nicht wir alle irgendwie blind?

Die Linienrichter zum Beispiel, die hier in München scheinbar vergessen, dass man bei einer Abseitsentscheidung auf den Zeitpunkt der Ballabgabe achten soll. Oder die Fans, die den Spieler Juan von Leverkusen auspfeifen, weil er nicht die Gelb-Rote Karte nach einem Foul an Ze Roberto gesehen hat? Was kann er denn dafür? Was kann ich denn dafür, dass ich mich trotzdem freue, wenn die Bayern gewinnen? Nichts. Ich freu mich einfach, dass ich es mal wieder ausgehalten habe an diesem fremden Ort und dass meine DJK Waldram am Abend das Derby beim TuS Geretsried gewonnen haben.
Ein herrliches Sportwochenende.

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