panorama millerntor

17.02.07
FC St. Pauli - VfB Lübeck 2:0
Hamburg, Millerntor
autor: alteheide

 

Zum ersten Mal nach einem halben Jahr war ich wieder am Millerntor, zum ersten Mal in einem Millerntorstadion mit nur drei Tribünen. Tickets für Spiele des FC werden in den nächsten Jahren immer quasi ausverkauft sein.

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Das Ziel heißt weiterhin Aufstieg jetzt!, trotz eines 13. Tabellenplatzes und acht Punkten Rückstand auf die Spitze. Aufgrund einer vielversprechenden Neuverpflichtung in der Winterpause - Ex-Regionalligaknipser Ahmet Kuru wechselte von Braunschweig nach Hamburg -, der spür- und sichtbaren allgemeinen Aufbruchstimmung rund um den Verein und nicht zuletzt anderthalb auch spielerisch brauchbarer Leistungen vor der Winterpause waren die Erwartungen hoch. Und mit dem VfB Lübeck hat St. Pauli ja noch so einige Hühnchen zu rupfen.

Dementsprechend legte der magische FC los. Man hat tatsächlich das Gefühl, es hätte sich etwas verändert. Felix Luz ist nicht mehr da, und hohe weite Bälle in die Spitze will Stanislawski ja sowieso nicht sehen. Ich auch nicht. Also Spielaufbau: Schnelles, direktes Passspiel in die Spitze; keine Unüberlegtheiten, dafür Souveränität und versierter Umgang mit dem Ball. Fußballgötter allesamt - die erste Viertelstunde lang.

Danach war alles wieder wie immer: Planlosigkeit, Ballverluste ohne Not, Unsicherheit, fehlender Zug zum Tor. Auch Lübeck war nicht fähig, ein vernünftiges Spiel aufzuziehen, und so verflachte die Partie zusehends. Und mit ihr auch die Stimmung auf den Rängen, ein inzwischen altbekanntes Problem beim FC St. Pauli.

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Zur Halbzeit stand es 0:0, und nach dem Seitenwechsel hätte - wenn überhaupt - wohl eher Lübeck ein Tor verdient gehabt; immerhin gab es zwei bis drei brenzlige Situationen vor dem Tor von Borger… Das Spiel plätscherte, die Zuschauer hatten längst angefangen, sich von irgendwelchen Träumen zu verabschieden, da nahm Stani nach gut einer Stunde das Heft in die Hand und brachte für den einstmals (z. B. in Lübeck) richtig guten Jens Scharping und Florian Bruns den endlich genesenen Daniel Stendel und --- Morike Sako, zweite Verpflichtung der Winterpause, einen Turm von einem Mann, körperlich beeindruckend und dem Vernehmen nach auch mit beachtlichen technischen Fähigkeiten ausgestattet. Und Sako riss was. Jeder seiner Ballkontakte verursachte ein hoffnungsfrohes Raunen unter den Zuschauern; er brachte frischen Wind ins Spiel und Verunsicherung in die Lübecker Deckung. Und endlich konnte Käpt’n Morena wieder das machen, was er am liebsten macht: den Ball hoch und weit nach vorne dreschen, denn da stand ja jetzt wieder ein Großer.

Die späten Tore für den FC waren gleichwohl Zufallsprodukte: Ein mit dem rechten Außenrist direkt verwandelter Eckball von Charles Takyi in der 86. Minute und in der Nachspielzeit ein Elfmeter nach Foul an Kuru; Torschütze wiederum Takyi. Lübeck war erstmals seit vier Jahren geschlagen!

Allerdings mischte sich unter den Jubel so manches Kopfschütteln - mit etwas Abstand betrachtet keimt ja generell die Frage, wie schlecht man in dieser Liga eigentlich noch spielen muß, um irgendwann einmal keine Chance mehr auf den Aufstieg zu haben.


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