31.03.07
FC Barcelona – RC Deportivo
Estadi Camp Nou, Barcelona
autor: sestom
Was wäre Axel Schulz wohl ohne seine Fackelmann-Cap? Diese Frage stellt sich mir eigentlich nicht. Eher, ob seine Tochter einen Schock bekommt, wenn sie irgendwann einmal ihren Vater ohne Kopfbedeckung sieht. In extremen Situationen hat man extreme Gedanken und in spontanen Situationen eben spontane Gedanken. Dass ich hier heute am Flughafen München sein werde, hätte ich vor drei Tagen noch nicht gedacht. Jetzt ist es aber so, denn:
OLEEEEE, ich flieg zum FC Barcelona, ole ole...
Drei Stunden später bin ich in Spanien und merke, dass ein Fensterplatz nur dann richtig gut ist, wenn es nicht bewölkt ist. Außerdem war es in München tatsächlich wärmer als hier und geregnet hat es dort auch nicht. Was solls. Der Taxifahrer braucht nur knapp 13 Minuten für eine Strecke, die der Zug am anderen Tag in dreißig Minuten bewältigen wird. Am Placa Reial im Kabul Hostel angekommen, erfüllt sich meine Befürchtung zum Glück nicht. Denn die Eintrittskarte wurde tatsächlich hinterlegt. Heftig finde ich eher, dass ich dreimal soviel für das Ticket gezahlt habe, als auf demselbigen angegeben. Das nenne ich mal organisierte Kriminalität.
Nach einer knapp zweistündigen Tour durch Barcelonas Innenstadt wird es allmählich Zeit, sich auf den Weg zum Stadion zu machen. Im Stadion angekommen, die Luftfeuchtigkeit noch etwas höher als vorher, bin ich froh um den Schirm. Denn die Überdachung existiert nur im Bereich der Haupttribüne. Da habe ich wohl eines von zwei Regenspielen in der Saison erwischt. Die knapp zehn Grad und der heftige Wind sorgen für ideale Bedingungen für Fans. Ganz, ganz, ganz oben ist mein Platz, also mein Block, weil: Frei Platzwahl. Dreh ich mich um, kann ich über die Mauer hinweg Barcelona bei Nacht genießen. Ich bin zwar da, aber irgendwie doch ziemlich weit weg.
Es ist wohl kurz nach 22:00 Uhr, da werden die Mannschaften ohne übertriebene Unterhaltungsmechanismen vorgestellt. Schön ist es, wenn der Schwerpunkt bei einem Fußballspiel tatsächlich auf Fußball liegt. Einen Fanblock oder Gesänge sind während der neunzig Minuten auch nicht auszumachen. Gästefans machen sich nicht bemerkbar. Überhaupt ist das Stadion mit 67000 Zuschauern nur zu knapp 70 Prozent belegt. Keine Ahnung, wieso die Tussi auf ebay von einem bereits ausverkauften Spiel sprach. Andererseits waren vor dem Stadion keine Karten zu bekommen. Also, wo sind die 30000 Kartenbesitzer? Oder in ebay gesprochen: Wo sind die 2,7 Millionen Euro? Vielleicht nur Schönwetterfans oder sie haben nicht mitbekommen, dass das Spiel einen Tag vorverlegt wurde.
Sie alle haben jedenfalls ein schönes Spiel verpasst. Ronaldinho kann schon wirklich spielen, muss hier mal deutlich gesagt werden. Da wird es schon richtig laut im Stadion. Auch als Eto’o zum wiederholten Male gefoult wird und die Pfeife der Pfeife stumm bleibt, pfeifen die Zuschauer umso lauter. Traumkombinationen über fast die gesamte Spielzeit führen zu einem souveränen 2:1 für Barca. Wie stark muss erst Liverpool sein? Hingegen kann man bei La Coruna deutlich erkennen, dass sie schon seit längerem keinen richtigen Stürmer mehr haben...
Zwölf Stunden später sitze ich wieder im Flieger auf dem Heimweg. Kein Platz am Fenster, wolkenloser Himmel. Ich weiß, das war nicht mein letzter Besuch hier.
