Panorama

11.09.07
Tschechien U21 - Liechtenstein U21 8:0
Stadion SC Xaverov, Horní Pocernice

autor: alteheide

 

Das Spiel fand nicht, wie ursprünglich annonciert, im 5.000 Zuschauer fassenden Stadion des kleinen Prager Erstligisten Viktoria Zizkov in der Seifertova trida knapp hinter dem Hauptbahnhof statt, sondern weit draußen in Horní Pocernice, einer Gegend, die von meiner Stadtkarte gar nicht mehr erfasst wurde. Das machte die Suche nicht gerade einfach, aber mit freundlicher Unterstützung der Einheimischen und einer Portion blinden Vertrauens in das Glück des Unbedarften geschah es, dass sich plötzlich der Ground in seiner ganzen Größe vor uns erhob. Oder besser: In seiner Winzigkeit.

Ich war sogleich hin und weg.
Vom Eintrittspreis. Vom Eingangsbereich. Vom wuchernden Unkraut zwischen den Steinplatten.
Vom Bratwurststand. Vom Wurstverkäufer. Von der Stehhalle für die Wurstesser. Von der Wurst.
Vom Haupttribünenkonstrukt. Von der Hintertortribüne. Und: von der Gegengeraden. Ich sage nur: Wellblechwand.
Wer braucht schon Arenen?

Ticket Prag

An Liechtenstein kam mir hingegen wenig beeindruckend, einiges aber seltsam vor. So schien mir die Nationalhymne eine gekürzte Version von God Save The Queen zu sein*; und die Spieler schienen mir gekürzte Versionen von normalen Spielern zu sein. Kaum einer von ihnen erreichten die 1,80, selbst der Torwart nicht. Aber eigentlich fehlte es an allem, nicht nur an der nötigen Robustheit. So fielen die tschechischen Tore dann auch in schöner Regelmäßigkeit, vier vor und vier nach der Halbzeitpause, anfangs vornehmlich nach hohen Bällen, später aus allen Lagen. Liechtenstein tauchte nicht ein Mal gefährlich vor dem Tor des Gegners auf. Schlüsse auf das Leistungsvermögen der Tschechen sind aus diesem Spiel naturgemäß schwer zu ziehen.

Und da ich in Vorhersagen sowieso eher mittelmäßig bin, überlasse ich die Talentsichtung lieber der Frau ohneblinddarm. Die meint, dass aus „dem großen, hübschen“ im tschechischen Sturm mal einer wird. Tomáš Pekhart heißt er. **  (Dass ihr Sohn mal einer wird, das dürften sich übrigens auch die Eltern der Liechtensteiner No. 16 erhofft haben, als sie ihn auf den Namen Diego tauften. Diego Haas - das ist nun wirklich großes Tennis.)

Alles in allem hat dieser Tag wieder einmal meine alte These bestätigt: Wer im Ausland ist und bei der Gelegenheit kein Fußballspiel besucht, ist töricht. (Liebe Webmasterin: ich war auch im Museum. Die alten Meister haben mich SEHR beeindruckt.)

 


Ich habe nachgesehen:
*: Die Liechtensteiner Nationalhymne basiert tatsächlich auf der Melodie von GSTQ
**: Das haben auch schon andere erkannt. Pekhart steht bei Tottenham unter Vertrag.

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Hinter dem Tor

Wurst