01.04.2009
Bayern München II - Fortuna Düsseldorf 0:1
Grünwalder Stadion

autor: alteheide

 

Endlich Frühling, und endlich mal wieder im Grünwalder. Hat lange genug gedauert, dafür war es jetzt umso schöner. Ich bin dann auch schon eine Stunde vorher auf dem Vorplatz gestanden und habe mir das Spektakel angeschaut. Der Besoffene im Löwen-Trikot, der sich ständig unter die Bayern-Fans mischte, hätte was auf die Fresse verdient gehabt, aber es war ja Polizei zugegen.

Giesing

Ermäßigungen gibt es beim FC Bayern München nur für Jugendliche und Behinderte, aber nicht für Angehörige des Prekariats, die ihr Leben damit verbringen, ihr Humankapital zu steigern. So musste ich die vollen 5 Euro bezahlen. Dafür habe ich mir im Stadion dann kein Bier gekauft. Ich hätte mir sowieso keines gekauft, weil wieder nur ein Bierstand geöffnet war. Das bleibt für mich eines der großen Rätsel des Fußballsports: Warum hat man es in all den Jahren nicht gelernt, die Zahl der Verkaufsstände an die zu erwartende Zahl der Zuschauer anzupassen? Für die zahlreich vertretenen Fortuna-Anhänger waren es jedenfalls zwei Stände zu wenig.

FCBII Fortuna

Noch bevor ich überhaupt drin war im Stadion musste ich eine der genauesten Einlasskontrollen ever über mich ergehen lassen, inklusive Tasche komplett ausleeren. Schätze mal, das hat mit der aktuellen Bengalo-Diskussion zu tun. Schade, dass südländische Begeisterung in Mitteleuropa nicht geht.

Der Block war gut gefüllt für Mittwoch, 18 Uhr. Hab ich mich gleich direkt hinter die Ultras gestellt - ich bin manchmal aber auch ein Dummerchen. Die erste Viertelstunde habe ich es ausgehalten, doch dann war es mir schon wieder zuviel Hare Krishna. Aber interessant: Gleichzeitig liegt genau hier auch der größte Vorteil der Ultras: ich begab mich zwanzig Meter weiter nach unten, und dort konnte man diesen Mantra-Gesang schon kaum noch wahrnehmen. Support ist was anderes.

Zum Spiel: Ist das normales Drittliganiveau? Ich kann mich kaum noch erinnern, wie das damals bei St. Pauli war. Aber ich denke: Noch schlechter. Ich sah mich um, und ich wusste, dass es stimmt: Der natürliche Zustand eines jeden Fußballfans ist die tiefe Verzweiflung. Die Fortuna war aber auch harmlos. Mein Gott. Erst in den letzten zwanzig Minuten sind sie aufgewacht, haben Druck aufgebaut und sich große Chancen herausgespielt. Und kurz vor Schluss hat es dann gescheppert im Bayern-Tor, und ich wusste genau, was in dem Typen neben mir jetzt gerade vor sich geht, und ich habe mich mit ihm gefreut. Für diesen einen Moment rentieren sich eben die 1200 Kilometer Fahrt, die zwei Tage Urlaub, das ganze schöne Geld und eine nicht zu vernachlässigende stressbedingte Verkürzung der Lebenszeit.

Das kann nur der Fußball, und deswegen ist Fußball auch das Beste, was es gibt.

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