Villingen

02.08.09
FC 08 Villingen - FC St. Pauli 0:2 n.V.
Stadion Friedengrund, Villingen

autor: alteheide

 

Neue Saison, altes Lied

Der FC St. Pauli ist mit einem Sieg in die Saison 2009/10 gestartet. Das ist neben dem Eindruck, dass Deniz Naki Fußball spielen kann, das Erfreuliche am 2. August 2009.

Ticket Villingen

Man setzt Fußball und Leben ja oft synonym. Man sagt sich zum Beispiel: O.k., ich fahre nach Villingen und hole mir mit einem 6:0-Sieg das nötige Selbstvertrauen für den neuen Job, den ich einen Tag später antrete. Was aber, wenn es dann kein 6:0 wird? Und wenn nicht nur das Ergebnis und das Spiel dieses Konstrukt ruiniert, sondern auch die Tatsache, dass man wegen der verlängerten Spielzeit Sorge haben muss, ÜBERHAUPT NOCH nach Hause zu kommen? Bzw. genau weiß, dass man im besten Fall noch ungefähr dreieinhalb Stunden zu schlafen hat? Jedenfalls war es für mich schon aus diesem Grund die Höchststrafe, gegen so einen Gegner in die Verlängerung gehen zu müssen.

 

Klar. „Der Pokal hat seine eigenen Gesetze.“ Viele andere Profimannschaften haben sich in dieser Runde auch nicht mit Ruhm bekleckert. Dass ausgerechnet Hannover und Hansa ausgeschieden sind, ist dabei natürlich besonders toll. Der HSV hingegen hat es leider nicht geschafft.

Pokal

Und wir sind ja weiter. Aber ich muss leider ABER sagen. Denn zum Was? gesellt sich bei mir notorischem Nörgler halt doch das Wie? Und da habe ich gesehen:

- Hain mit ein paar großen Rettungstaten, aber auch mit den üblichen fußballerischen Defiziten.
- Thorandt mit seinem ersten kapitalen Bock nach 52 Sekunden und völliger Verunsicherung hinterher. Man hatte mich ja gewarnt, dass es einem mit Thorandt in der Innenverteidigung nie langweilig werden würde - das sieht wohl so aus. Die Grätsche in der ersten Halbzeit am Strafraumeck von hinten in die Beine war ja schon fast wieder cool, aber auch nur, weil es KEINEN Elfmeter dafür gab. Später hat er sich gefangen, der Torre, ich wünsche weiterhin alles Gute.
- Morena wurde es von Stanislawski offensichtlich verboten, auch nur einen langen, hohen Ball zu spielen. Gut, einen einzigen hat er sich dann doch nicht verkneifen können, ansonsten immer flach auf Thorandt oder einen der Mittelfeldspieler, die damit aber nichts Rechtes anzufangen wussten.
- Rothenbach mit traditionell ungefährlichen Flanken, sonst unauffällig.
- Drobo-Ampen mit einigen guten Zweikämpfen, mit (wenigen) guten Offensivaktionen, war einer der „Besseren“.
- Lehmann mit ungeheuer großer Präsenz auf dem Platz, forderte ständig Bälle, ließ sich aber im Laufe des Spiels von der Konfusion des Großteils seiner Mitspieler anstecken und lieferte ungewohnt viele Fehlpässe.
- Boll dito minus die Präsenz.
- Kruse mit guten Ansätzen, aber wenig Durchschlagskraft.
- Takyi und Bruns: Am Sonntag beide katastrophal. Bei Bruns hab ich die Hoffnung längst aufgegeben, von wegen bester Fußballer im Team. Gewinnt keinen Zweikampf, macht in aussichtsreichen Situationen grundsätzlich das Falsche, Ballverluste am laufenden Meter. Takyi war offensichtlich nicht fit. Keine durchschlagenden Aktionen; mir hätte es schon gereicht, wenn er einmal NICHT den Ball verloren hätte.
- Hennings war bemüht. Man weiß ja, was das im Zeugnisdeutschen heißt.
- Naki (für Kruse) machte Wind auf der linken Außenbahn. Ist schnell, technisch gut, sorgte für Gefahr. Mann des Tages mit seinen zwei Toren.
- Pichinot (für Hennings) bekam kein Bein auf den Boden. Undankbare Situation, zehn Minuten vor Schluss in eine indisponierte Mannschaft eingewechselt zu werden.
- Schultz (für Bruns - ca 100 Minuten zu spät) hat mir gut gefallen. Ohne Schnörkel, auf der rechten Seite mit einigen guten Aktionen.

Das Problem war meiner Meinung nach, dass an diesem Tag im Mittelfeld keiner Normalform erreicht hat. An sich finde ich es natürlich viel besser, wenn im Mittelfeld rotiert wird, und der Ball durch schnelles Kombinationsspiel flach nach vorne gelangen soll. Aber wenn, wie an diesem Tag in Villingen, verwertbare Pässe über fünf Meter zum eigenen Mann schon eine schier unüberwindbare Herausforderung darstellen, dann wünscht man sich fast die langen Bälle wieder zurück.

Ich bin sicher, zum ersten Heimspiel der Saison wird alles viel viel besser.

Bahn

Muede

 

Und mit einer Mütze Schlaf in den diversen Zügen des süddeutschen Regionalverkehrs klappte es auch noch mit der Arbeit am anderen Tag. Mehr schlecht als recht, aber es ist noch einmal alles gut gegangen.

So gesehen kann man Fußball und Leben dann doch synonym verwenden.


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Friedengrund

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