Ticket

08.08.2009
Bayern Hof - SpVgg Bayreuth 0:0
Stadion Grüne Au, Hof
autor: alteheide

 

„Da hat man das Gefühl, man könnte selber auch noch ein bisschen mitspielen“ - der philanthrop brachte es auf den Punkt. Ich hätte gedacht, dass der FC St. Pauli mir in den letzten acht Jahren in Sachen Hoch&Weit schon alles Menschenmögliche geboten hat - dies muss ich revidieren. Denn im Derby gegen die „Oldschdod“ haben die Gastgeber es tatsächlich geschafft, ausschließlich (wirklich!) mit langen Bällen ihr Glück zu versuchen. Ein Aufbauspiel existierte nicht. Die Hofer hatten genau eine Torchance in diesem Spiel, und die in der allerersten Minute. Danach kam tatsächlich gar nichts mehr. Es ist nicht allzu kühn vorherzusagen, dass sie in dieser Saison wieder nichts reißen werden. Die Lokalkonkurrenz aus Bayreuth konnte zumindest ein bisschen besser Fußball spielen, wobei „besser“ nicht gleichzusetzen ist mit „gut“. So ging das Spiel zwangsläufig 0:0 aus, und der geneigte Leser mag sich fragen, ob es sich für ein tor- und trostloses Unentschieden lohnt, den halben Tag in Regionalzügen zu verbringen. Ich sage: Keine Fahrt der letzten paar Jahre hat sich mehr rentiert.

Wenn man im Grunde seines Herzens ein hoffnungsloser Romantiker ist, und noch dazu Fußballfan, dann wird einem am Beispiel der SpVgg Bayern Hof und seines Stadions bewusst, wie schön es einmal war und wie es nie mehr sein wird. Dann möchte man den Moment so dringend festhalten, weil man gewissermaßen für 90 Minuten in einer Zeitblase schwebt. Welches Jahrhundert haben wir noch mal? Die Grüne Au: Steile Stehränge, rostige Zäune, eine antike Gegentribüne aus Holz, eine Haupttribüne, deren Bau vor Jahrzehnten mangels finanzieller Mittel bei der Hälfte gestoppt wurde und jetzt halt so dasteht wie sie dasteht, ein Imbiss, an dem Zigaretten und kleine Schnäpse angeboten werden, eine Stadionwurst, wie sie sich gehört, ein motziges Publikum, das sich tatsächlich noch für das Spiel interessiert, etc. pp. (Ich rede hier von den Leuten auf der Holztribüne und nicht von denen vom Stehwall nebenan - dort ist dem Vernehmen nach auch der ganze rassistische und homophobe Abschaum zuhause).

1800 Zuschauer insgesamt. Beim nächsten Spiel wird es noch maximal die Hälfte sein, denn a) kein Derby und b) kann man ja nicht bei jedem Stadiongänger eine masochistische Ader voraussetzen. Ich werde sicher irgendwann wiederkommen, wenn mich die moderne Welt wieder einmal besonders ankotzt. Denn dann kann man zumindest wieder 90 Minuten lang davon träumen, wie die Welt sein könnte, wenn sich die Menschen nicht ständig einreden lassen würden, was sie zu brauchen haben und was nicht mehr.


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