halle

23.08.2009
Hallescher FC - Hertha BSC II 3:2
Kurt-Wabbel-Stadion Halle
autor: alteheide

 

Hass

Patrick Mouaya ist Innenverteidiger, 25 Jahre alt, 13-facher kongolesischer Nationalspieler, und er ist vor dieser Saison vom Regionalligisten FC Oberneuland zum Ligakonkurrenten nach Halle gewechselt. Mouaya hat gegen Hertha II alles andere als ein gutes Spiel gemacht. Er wurde dafür von den „Menschen“, deren Bekanntschaft ich am Sonntag, dem 23. August 2009, im Heimblock der Hallenser gemacht habe, die zweite Halbzeit über aufs Übelste beschimpft und beleidigt. (Die erste Halbzeit habe ich glücklicherweise verpasst.) Aber eigentlich wurde er nicht für seine Abspielfehler oder sein mangelhaftes Zweikampfverhalten beschimpft, sondern einfach dafür, dass er SCHWARZ ist. „Uh uh uh uh“, der „Bimbo“ kann nix, logisch, ist schließlich „Dreck“, also: „Wechselt endlich den Nigger aus!“, jetzt sofort, „uh uh uh uh!“

Jetzt würde ein Vereinspräsident, der um Schadensbegrenzung bemüht ist, wahrscheinlich sagen, dass es sich bei solchen Rufern um einzelne Idioten handelt, die mit Fußball eigentlich nichts am Hut haben. Den zweiten Teil der Aussage kann ich noch bedingt unterschreiben. Es handelt sich zwar wohl um Fußballfans, aber sie haben eindeutig nicht verstanden, dass Fußball größer ist als die (bedauernswert) kleine Welt, in die sie hineingeschissen wurden. Sie meinen, sie wären Fußballfans, sind es aber nicht. Dass es sich aber um ein Randphänomen handelt, das konnte ich beim Halleschen FC - zumindest in diesem Block - beim besten Willen nicht feststellen. Und das ist das eigentlich Erschreckende. Die Äußerungen fanden ja auch nicht hinter vorgehaltener Hand statt, sondern für alle wahrnehmbar. Genauso wahrnehmbar wie die allgegenwärtigen Thor-Steinar-Klamotten oder das Shirt eines besonders ekelhaften Vertreters unserer Spezies mit zwei gekreuzten Baseballschlägern drauf und der Aufschrift „Professioneller Körperverletzer“... Dieser Block ist durchtränkt mit Alltagsrassisten, Vollnazis, Schlägern - er wird von ihnen regiert, und der Rest läuft mit. Das ist genauso traurig wie beängstigend. Und es ist so weit weg von der eigenen Realität, dass ich mich nicht einmal mehr fremdgeschämt habe für diese Meute frustrierter, hasserfüllter, aggressiver Primaten.

___
Dank an meinen guten alten Gefährten Herpa D., dass er sich nach einigem Zögern zum Besuch dieses Spiels hat überreden lassen. War zwar kein Vergnügen, aber immerhin eine Erfahrung, oder?


zurück