Ein Urlaub, zwei Spiele, in denen der Gegner jeweils zwei Tore erzielte, und einmal konnte man sich freuen und das andere Mal musste man sich ärgern.

autor: alteheide

13.09.2009
FSV Frankfurt - FC St. Pauli 2:3
Stadion am Bornheimer Hang, Frankfurt

Panorama

Zugfahren ist, wie wir alle wissen, schön. Manchmal wird es zeitlich ein bisschen knapp, wenn man nach zigmal Umsteigen angekommen ist und dann kein Schließfach findet und dann die falsche U-Bahn nimmt und dann vom Ordner in die falsche Richtung geschickt wird und dafür dann auch noch getadelt wird und dann wieder einmal erst mit dem Anpfiff im Stadion steht und dann zwei Minuten später schon wieder einsnull führt.

Mir war mulmig zumute vor der Frankfurt-Fahrt. Letztes Jahr zumindest war es ganz furchtbar, jetzt konnte man sich wenigstens auf das Stadion freuen. Aber auch auf den dritten Auswärtssieg in Folge? Ich war skeptisch; geschätzte Mitreisende hingegen erzählten mir hinterher, dass sie selten während eines Spiels so entspannt gewesen wären, weil sie genau GEWUSST hätten, dass unser FC den Rückstand noch umbiegen wird. Na, so ein Gottvertrauen möchte ich auch einmal haben. (Eine Woche später lagen sie mit ihren Einschätzungen wieder ziemlich daneben, was mich aber auch nicht trösten konnte.) Zur Pause stand es noch 1:2, und ich war überzeugt, dass bis zur 60. Minute etwas passieren muss - oder man sich eben wieder einmal mit einer Niederlage im Gepäck auf die Heim- bzw. (in meinem Fall) Weiterreise machen darf. Bis zur 70. Minute behielt ich damit auch völlig Recht, aber dann tanzte Sir Takyi die Abwehr der Frankfurter aus und fünf Minuten später erzielte Matthias Lehmann ein Weltklassetor und schon war die Skepsis verflogen und die Euphorie da und ich wusste genau: Das geht schief gegen Kaiserslautern.

Zunächst einmal allerdings entdeckte ich am Frankfurter Hauptbahnhof einen Laden, in dem das Oettinger Pils nur 55 Cent kostete und kaufte mir drei. Ich fuhr weiter nach Eisleben und trank kein einziges davon. In Berlin, zwei Tage später, hätte ich fast ein Augustiner getrunken, aber ich würde ja auf Mallorca auch keinen Schweinsbraten essen.

Eisleben
Eisleben - Berlin

Hamburg
Hamburg

 

Jedenfalls dann: Hamburg. Das erste Mal seit anderthalb Jahren. Aber es war trotzdem spitze.
Sonnenuntergang am Hafen. Auf Planken schlafen/
Nachts auf der Welle. Ein Bier auf die Schnelle/
Tocotronic sehen. Sich gegenseitig gut verstehen.

 

 

19.09.2009
Tocotronic live
Rote Flora, Hamburg

Pure Vernunft

Ich meine, was sich die Leute von der Flora denken, wenn ein Tocotronic-Konzert in der Mopo angekündigt wird, weiß ich nicht. Aber dass da (für 5 Euro an der Abendkasse und ohne Vorverkauf) mehr Leute kommen werden als in die Flora passen, war doch irgendwie klar. Dass es da nicht mal möglich ist, das mit dem Zugang so zu regeln, dass es nur eine Schlange gibt (und dementsprechend das Gequetsche nur von hinten kommt und nicht von hinten UND von der Seite), verstehe ich nicht. Und man braucht auch kein nobelpreisverdächtiger Geistesblitz zu sein, um vorhersehen zu können, dass es eher kontraproduktiv sein wird, der Menge irgendwann zuzurufen, dass jetzt noch 50 Leute reinkommen und dann definitiv niemand mehr. Ich beschwere mich nicht, weil ich zufällig schon ganz nach vorne gespült worden war, aber was in zwei Köpfe kleineren, dreißig Kilo leichteren Menschen in diesen Momenten vor sich gegangen ist, möchte ich gar nicht so genau wissen. Panik, nehme ich an. Falls sie dazu noch die Luft hatten.
Das Konzert selbst war große Klasse, Tocotronic sind nun einmal the real hitmakers, die könnten ein komplett anderes Set spielen und hätten doch immer noch nur Hits im Programm. Phantastisch!

 

 

20.09.2009
FC St. Pauli - 1. FC Kaiserslautern 1:2
Millerntorstadion, Hamburg

Es wäre eine perfekte Woche geworden, wenn nur kurz vor Schluss noch der Ausgleich gefallen wäre. Aber man soll auch nicht zuviel verlangen. Ich bin froh, wieder einmal dabei gewesen sein zu dürfen.

Konfettiregen

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Mein Dank an alle Beteiligten für alles, was diese Woche so schön und lustig und interessant und erholsam und bunt und herzergreifend, kurzum: so erfüllend gemacht hat.


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