autor: libero 29.09.03

Die Besucher

Sonntag, 23.17 Uhr. Ein gewöhnlicher Sonntag neigt sich dem Ende, die Glotze läuft und ich surfe ein wenig planlos im Netz. Auf www.unicum.de finde ich eine interessante Studie zum Suchtverhalten von Studierenden und erkenne leichte Parallelen zu meinem. Zur Kenntnis genommen, wenig dabei gedacht und mich damit abgefunden, dass ich wohl bald das Bett aufsuchen werde.

Es klingelt! „Wer will denn um diese Zeit noch was von mir?“, sage ich leise zu mir selber und meinem benebelten Gehirn. Dieses antwortet, dass es keine Ahnung hat und ich doch mal nachkucken soll. Na gut, wenn es denn sein muss. Das Licht im Flur bleibt dunkel, denn schließlich will die Option, die Tür, beispielsweise bei missliebigem Besuch nicht zu öffnen, gewahrt bleiben. Auf der anderen Seite zeichnet sich der Umriss einer mir bekannten Frau ab und ich öffne die Tür.

Die nächtliche Stille in meiner lauschigen Einsamkeit weicht einem dreistimmigen Frauenchor. „Sie war es!“ wird skandiert, „Es war keine Absicht!“ und „Unfall!“ ist auch zu vernehmen, nur weiß ich immer noch nicht, wie mir gerade geschieht. Sie fallen lautstark in die Küche ein und eröffnen mir nochmals, die Stimmen und die Aussprache deutlich gezeichnet vom Besuch der Wiesn, dass sich mein Fahrrad für einen Job beim Sperrmüll bewerben kann.

Als Entschädigung erhalte ich 30 Euro und sie beschließen die WG im 3. Stock aufzusuchen, um abermals Alkohol zu konsumieren.

Ich gehe mit.

zurück