autor: ghostwriter 21.11.03

Das Konzerthighlight des Jahres 2003!
21.11.03 Feierwerk, Hansa 39, München

Vor einigen Monaten, ich glaube es war Frühling, erfuhr ich aus dem Internet, dass sich die „erstaunlichste Band des Universums“, diesen Herbst in München einfinden werde, um für das stoibergeplagte Fußvolk zum Tanze aufzuspielen. Obwohl ich noch massig Zeit hatte, nämlich genau sechs Monate, ließ ich sogleich über meine direkte Beziehung nach München fünf Karten für dieses herausragenden Ereignis organisieren, welche auch rasch an vier meiner engsten Vertrauten verteilt waren. Von diesen Tagen an, fühlte ich mich wie ein kleines Kind, am ersten Advent in freudiger Erwartung an Weihnachten und die zahlreichen Geschenke. Ich denke, so kann jeder nachvollziehen, wie sehr ich diesem Termin entgegenfieberte. Anfangs zählte ich die Monate, dann die Wochen, schließlich die Tage und letztendlich die Stunden. Bis es endlich soweit war. Wir standen, alle Fünfe, vor der Eingangstür des Feierwerks in dichtem Gedrängel und versuchten, in die an diesem Abend, für uns „heilige Halle“ zu gelangen. Was sich aufgrund des großen Andrangs als sehr schwierig gestaltete. Irgendwann hieß es dann: „Leute wir sind voll!“ Es war ausverkauft! Aber uns konnte dies ja glücklicherweise egal sein. Schließlich hatte ich ja bereits ein halbes Jahr im Voraus schon vorgesorgt. Wir quetschten uns also durch die enttäuschte Menschenmenge vor zur Eingangstür und ich fühlte mich dabei, meine Eintrittskarte ganz fest in der Hand haltend, als hätte ich gerade den letzten freien Platz in einer Raumfähre ergattert, die mich von der Erde rettet bevor sich diese in einem riesigen Feuerball atomarisiert. Endlich betraten wir den Konzertsaal. Dieser war wie erwartet gut gefüllt, es herrschten bereits tropische Temperaturen. Die Vorband, deren Name mir bis heute noch nicht bekannt ist, versuchte dem breitgefächertem Publikum einzuheizen. Mit mäßigem Erfolg, wie ich finde. Mein Geschmack war´s auf jeden Fall nicht. Dann war Umbaupause. Ich war dermaßen aufgeregt, als würde ich in kürzester Zeit auf den Allmächtigen treffen. Irgendwie war es ja auch so. Vorher traf ich jedoch auf VEB. Dieser hatte keine guten Nachrichten für mich. Er berichtete mir, dass er am heutigen Abend bereits auf den Hauptakteur der sehnlichst erwarteten Band gestoßen sei und dieser auf ihn einen verheerenden, ja völlig desolaten Eindruck gemacht hatte. Gezeichnet von den Strapazen seines Lebenswandels sozusagen. Er gebe ihm noch maximal fünf Jahre, meinte VEB. Welch niederschmetternde Botschaft, welche jedoch schnell und erfolgreich verdrängt wurde. Wir vertrieben uns die Zeit bis zum Auftritt noch mit belanglosen Gesprächen und dem Konsum von ausreichend Bier.
Und schließlich war es endlich soweit. Es wurde dunkler im Saal. Das Publikum wurde zunehmend unruhiger. Doch alle verharrten ruhig auf ihren Stehplätzen. Das Intro wurde eingespielt. Eine scheinbar aus den tiefen des Universums stammende Stimme machte uns klar, dass alsbald Schlimmes auf unseren Planeten und die Menschheit zukommen würde. So schlimm, das in absehbarer Zeit alles Leben auf der Erde erlöschen würde. Diesen Fall haben wir doch schon, meinte ich und dachte dabei spontan an Mr. Geroge „Fuck You“ Bush und die amerikanische Sieger- und Besatzermentalität. Schnell verließ mich dieser Gedanke jedoch wieder. Denn da kamen sie. Die erstaunlichste Band des Universum, die allmächtigen Kassierer betraten unter Beifallsstürmen die Bühne und ohne große Worte legten sie gleich los. „Saufen, Saufen, jeden Tag nur Saufen!“ war dann auch das Motto des ersten Klassikers mit dem Titel „Besoffen sein“. Das Feierwerk wurde zum Feuerwerk. Es ist schwer zu beschreiben, man muß es einfach erlebt haben. Das Publikum raste. Scheinbar alle kannten den Text und sangen lautstark mit. Gotthilf Fischer wäre vor neid erblasst in Anbetracht eines so großartigen Chores. Es folgte sogleich der nächste Klassiker: „Sex mit dem Sozialarbeiter“. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber die Massen vor der Bühne schafften noch eine Stimmungssteigerung. Es war einfach fantastisch! Ein Gassenhauer folgte dem nächsten. „Komm mach die Titten frei!“, „Blumenkohl am Pillemann“, „Großes Glied“, „Deutsche Polizisten“, „Ich töte meinen Nachbarn und verprügle seine Leiche“ durften ebenso wenig fehlen wie ein weiterer Höhepunkt der „Außenbordmotor“. Aufgelockert wurden die Gesangseinlagen immer wieder durch Einspielung der „Homosexuellen Cowboyshow“. Wölfi und seine Mannen gaben alles, zumindest gab Wölfi alles, was sein geschundener Körper noch herzugeben schien. Denn ich könnte es nur bestätigen, was mir im Vorfeld bereits berichtet wurde. Er sah wirklich schlecht aus. Sein Zustand gab Anlass zu ernsthafter Sorge. Als hätte er gerade eine Alkoholentzugskur hinter sich. Des öfteren zwang ihn sein ausgelaugter Körper zu kleinen Pausen, die er dann hinter der Bühne verbrachte, während zwischenzeitlich der Rest der Kapelle dem Publikum die Zeit mit kleinen Einlagen vertrieb. Besonders schockierend auf das Publikum wirkte dabei jene, als sich Nikolaj Sonnenscheiße, ja ich glaube er war´s, breitbeinig mitten auf die Bühne stellte und lautstark verkündete, er werde sich nun vor aller Augen den Penis abschneiden, um in anschließend ins Publikum zu werfen. Man stelle sich das mal vor. Viele suchten nach leeren Bierbechern um den Pimmel aufzufangen...
Wer nun denkt, die Kassierer hätten nur Scheiße im Sinn, der täuscht sich. Wenn es so wäre, dann würde Wölfi bestimmt nicht darauf trinken, dass sich sein Gehirnvolumen um das 3-fache vergrössere. Wir haben natürlich auch gleich darauf angestoßen. Außerdem haben wir an diesem Abend noch durch aus logische Weisheiten mit auf den weiteren Lebensweg bekommen, wie z.B. „Du kannst das Barometer zerschlagen, aber du änderst dadurch das Wetter nicht!“ oder „Du kannst dem Esel den Kopf waschen, aber du verschwendest dabei nur Wasser und Seife!“ Ist doch einleuchtend oder?
Es war wirklich wieder ein geiles Konzert. Obwohl sich Wölfi diesmal nicht die Mühe machte, sich zu entblößen, und wie wir es gewohnt waren, einfach nackt auf der Bühne zu stehen und zu singen. Vielleicht ein Zeichen, wie schlimm es wirklich um ihn steht.
Sollte sich die Gelegenheit nochmals ergeben, werde ich mit Sicherheit wiedereinmal bei einem Konzert dabei sein. Vorrausgesetzt Wölfi lebt noch! Ich würde ihn auf jeden Fall in guter Erinnerung behalten. Und auch wenn die meisten Leute die Kassierer für pervers, abstoßend, frauenfeindlich und einfach nur schlecht halten, die Kassierer sind Kunst und Satire. Das hat schließlich schon die deutsche Justiz festgestellt und somit die musikalischen Kunstwerke der Kassierer vor dem Index bewart.
Also bis zum nächsten Mal liebe Kassierer, macht weiter so! Nur so lieber Wölfi bleibst du auch eine Legende wenn du tot bist!

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