autor: zerstoerer

Slayer, Slipknot, Hatebreed
27.09.04, München, Zenith

 

Als ich mich vor einigen Wochen nach dem Preis für eine Karte für´s Slayer-Konzert im Münchner Zenith erkundigte, drehte ich erst mal ernüchtert ab. Fast 45 € sollte ich rüberschieben. Nur einmal hab ich bisher mehr Kohle für ein Konzert – Festivals mal ausgenommen - hingelegt, nämlich für Iron Maiden in der Olympiahalle.

Aber je länger ich grübelte, desto klarer wurde mir, dass man sich Slayer in absoluter Wohnzimmernähe nicht entgehen lassen darf. Zumal der Gig auf dem Wacken-Open-Air 2003 – wohl einer der enttäuschendsten Slayer-Auftritte aller Zeiten – wettgemacht werden wollte.

So weit so gut. Das Ticket wurde also gekauft, im Hinterkopf bereits die Vorahnung, dass Slipknot wohl nur mit einigen Bier zu ertragen sein dürften, was die Ausgaben für diesen Abend in astronomische Höhen steigen lassen würde.

Dann war es soweit. Ankunft im Zenith. Aufgrund der erklecklichen Preise war es kaum überraschend, dass die Halle nur etwa halb gefüllt gewesen sein dürfte (gut 5000 passen rein).

Ebenfalls kaum überraschend, dass sich das Publikum ungefähr zu einem Drittel aus noch pubertierenden Kids (das Slipknot-Lager) und zwei Dritteln schon etwas länger dem Metal verfallenen Maniacs zusammensetzte.

Den Support übernahmen Hatebreed. Viel kann man mit dieser Band nicht anfangen, wenn man deren Material nicht kennt. Ein relativ dumpfer Sound-Teppich, der wenig Möglichkeiten bot, sich der Musik spontan anzunähern. Die Publikums-Reaktionen waren aber positiv. Einige Fans kannten das Material offensichtlich wesentlich besser als ich.

Was dann folgte, wird sich in den nächsten Zeilen nur schwer treffend formulieren lassen. Ich fange mal so an: Nach ca. 50 Einzelkonzerten und zehn Festivals bescherten mir Slipknot an diesem Abend mit besorgniserregender Leichtigkeit die überflüssigste Tonaneinanderreihung aller Zeiten. Ich möchte das bewusst nicht als Konzert bewerten.

Ich kann immer noch nicht glauben, welche Bullenscheiße diese acht – Nr. neun hatte laut Rock Hard Zahnweh, wovon denn nur??? - Psychopathen an diesem Abend auf die Bühne gekackt haben. Erstens, Kinder, wenn Ihr schon mit drei Schlagzeugen rumkaspert, dann macht sie wenigstens so leise, dass man Gesang und Gitarre auch noch hört. Zweitens, es ist nirgendwo auf der Welt verboten, ein Lied mit mehr als zwei Tönen zu komponieren. Was wolltet Ihr da eigentlich zelebrieren??? Den Sound eines Formel 1-Rennens, zwanzig Oktaven tiefer in D-Moll??? Vielleicht war ja einer von Euch nach diesem Völkermord an der Metal-Gemeinde mal auf dem Scheißhaus. Dann habt Ihr ja gesehen, dass sich sogar die Klobrillen vor lauter Grausen von den Schüsseln verpisst haben…

Und übrigens: Die Zeiten, in denen Bands sich einen Spaß daraus machten, ihre Fans durch 140 Dezibel mit Tinnitus zu impfen sind auch schon lange vorbei. Aber Eure Gülle war trotz Ohrenstöpsel schlicht und einfach Körperverletzung. Da werden sich in den nächsten Tagen wohl mal wieder einige Konzertbesucher Infusionen legen lassen müssen. Vielleicht hilft´s wenigstens bei manchen.

Nein, das war schlichtweg der Tiefpunkt meines Metal-Daseins. Und bevor Slayer auf die Bühne kamen, hielt ich es kaum für möglich, dass sich meine Stimmung an diesem Abend noch mal aufhellen würde.
Slayer schafften das aber im Handumdrehen. Mangelte es beim Intro Darkness Of Christ und dem anschließenden Disciple noch etwas am Sound, so bekam man dieses Problem von Song zu Song besser in den Griff. Slayer hätten die Wacken-Scharte an diesem Abend auch locker wieder ausgewetzt, wenn…

Ja wenn. Leider bekam Tom Araya nach der Ansage zu Dead Skin Mask keinen Ton mehr heraus. Deswegen wurde auch Seasons In The Abyss nur als Instrumental gespielt, bevor sich Tom ein paar mal an den Hals Griff und Slayer von der Bühne verschwanden. Es folgten dann noch South of Heaven ohne Gesang und Raining Blood, gesungen vom kurzfristig eingesprungenen Hatebreed-Sänger Jamey Jasta. Dann krächzte Tom ein „I´m very sorry“ ins Mikro, knallte dieses verärgert auf den Boden und nach nicht mal 60 Minuten war Schicht im Schacht.

Später ließ sich dann auch noch ein obercooler Roadie beim Abbau des Schlagzeugs zu einigen völlig überflüssigen Gesten hinreißen, was einen wesentlich bittereren Nachgeschmack hinterließ, als das abgebrochene Konzert selbst. Die große Mehrheit der Fans reagierte nämlich sehr cool, trotz der Qual durch Slipknot und 45 € Eintritt.

Schade. Denn an diesem Abend deuteten Slayer gerade auch durch die druckvollen Instrumentals Seasons In The Abyss und South Of Heaven an, dass dies ein Hammer-Gig hätte werden können, der das stattliche Eintrittsgeld locker gerechtfertit hätte.

zurück