autor: philantrop 25.09.06

Neulich in der „Metropole“

Mit Arbeitskollegen weggehen ist immer so eine Geschichte, wo geht man hin, welche Lokalität sucht man mit ihnen besser nicht auf, na ja, man lebt ja in der Großstadt, da wird sich schon was finden.
Das Backstage sollte aufgesucht werden wegen dem Biergarten, gut, falsch machen kann man nichts und quer durch die Stadt rüber über die Friedenheimer Brücke und geparkt. Naja, viel ist ja nicht los, gut, darauf soll es ja nicht ankommen. Am Backstage fragte man uns, ob wir zur Lesung von Sarah Kuttner wollten, die wäre 150 Meter weiter in der neu angemieteten Halle. Ansonsten wäre heute geschlossen. Wahrscheinlich haben sie Platzprobleme, sonst würden sie ja keine neue Halle anmieten!? Gut, klar, wenn man schon mal da ist, aber 18 Euro, das war uns die gute Frau dann doch nicht wert, obwohl man nichts geschenkt bekommt im Leben, das ist mir schon klar. Also wieder weg.
Über die geschlossene Linie gewendet und erstmal planlos losgefahren, an „diesem Volksfest“, das ich zutiefst verabscheue und das knapp die Hälfte der Menschen, die ich kenne nicht besucht, vorbei. Einigkeit bestand, dass es eine Alternative zu Hampelmännern und ihren weiblichen Pendants in Billigtracht geben muss. Ich will hier nicht über dieses Volksfest lästern, das wäre Zeitverschwendung.
Wo gibt es denn Europas größte Partymeile? Genau, in München, meiner geliebten Wahlheimatstadt. Der Kunstpark. Ja, dort sollten sich alle unsere Wünsche erfüllen, ein Überangebot an unterschiedlichen Lokalitäten, ein Paradies für Partysüchtige, wir malten uns schon aus, wo wir nicht eingelassen würden ob der Massen an den Eingängen. Titty Twister, ja, dort würden wir bestimmt Einlass erhalten.
Es kam zu Problemen. Aber nicht zu den vorher ausgiebig besprochenen. Der Kunstpark war geschlossen. Also natürlich nicht geschlossen, man hätte sein Auto durchaus kostenpflichtig parken können. Man hätte auch eine Imbissbude oder die Nachtkantine aufsuchen können. Aber ein bisschen mehr sollte es schon sein.
Nichts.
Auf dem ganzen Gelände, nichts. Partymeile? Entdecke die Vielfalt? Alter Mann! Keine Russendisco, keine New York Table Dance Bar, keine South American Rock Bar, kein Buddha Club, kein Irish Pub, keine Disco, halt mal so richtig Geisterstadt im Vergnügungspark. Oh, endlich, der Keller hat offen. Schön, dann eben der Keller, aber dann doch nicht, es war bereits 21:30h und in einer halben Stunde machen sie zu.
Ging mir beim Haarbauer in Deep Down Oberfranken auch mal so…
Liebe Verantwortliche der seit Ewigkeiten aufstrebenden bayrischen Landeshauptstadt!
Baut unbedingt einen Transrapid, baut unbedingt eine neue Startbahn für euren Flugplatz in der Pampa, baut unbedingt mehr Bürogebäude, die nachts so schön bunt angestrahlt werden, baut unbedingt einen neuen Kunstpark, noch weiter draußen, noch größer, noch bunter, noch Besucherfreundlicher! In München ist so viel los, diese Stadt braucht das alles unbedingt! Mehr Reglementierung. Keine Liberalisierung der Kneipenöffnungszeiten. Die Massen sind nicht mehr in den Griff zu bekommen. Verlängerung des Oktoberfestes sofort auf mindestens drei Monate, die Menschen sollen ja die WM Stimmung mitgenommen haben auf dieses Volksfest, was man so liest. Das muss ausgenutzt werden und würde uns allen gut tun.
München ist schon toll, es gibt Events am laufenden Band, hippe Menschen, schöne geleaste Wägen, herrlich renovierte Altbauwohnungen, überlaufene Großstadtparks, ständig neue, innovative Ideen wie den großartigen Arnulfpark, eine Arena, Tageszeitungen, die die Lebensqualität dieser Stadt feiern ohne Ende und vieles mehr.
Blöd halt nur, dass ich das alles nicht brauchen kann. Gestern wurde ich aber ja zum Glück wieder mal bestätigt, wie eigentlich immer, wenn ich in München ausgehe. Es ist einfach beschissen…
Auch nach zehn Jahren bleibt’s dabei: Das schönste an München ist die Autobahn nach Nürnberg.