autor: casigordo 15.04 .03
Neulich in Obergiesing, ein Erlebnisbericht
Sie ist mir schon vorher
aufgefallen, die kleine Kneipe mit dem schönen Namen Scharfreiter Alm, die
so urig dasteht, in der Scharfreiter Straße, Ecke Schwanenseestraße, direkt
im Herzen von Obergiesing.
Neulich dann, als ich mal wieder bei Volker war, sprach ich die Jungs darauf
an, welch prachtvolle Kneipe das sein müsse. Da uns, wie es der Zufall so
wollte, das Bier ausgegangen ist, schlug dann auch tatsächlich die große
Stunde. Ich drängte darauf, eine Stippvisite in der Scharfreiter Alm zu
machen, um dort ein geselliges Bierchen zu zwitschern. Im nachhinein bin
ich mir nicht mehr ganz sicher, ob von Marcel, Volker und Gabriel eher verhaltende
Begeisterung oder gänzliches Desinteresse als Reaktion zurückkam, aber egal,
der Platzhirsch hatte sich in diesem Punkt durchgesetzt, wir drei (Gabriel
war definitiv nicht zu überreden) gingen in die Kneipe.
Auf dem Weg dahin unterhielten sich Volker und Marcel in einem mir nicht
wirklich geläufigen Dialekt darüber, dass der Besitzer der Alm ein Urviech
ist, der die bayrische Lebensart sehr pflegt. So entschloss ich mich, als
einziges dem bayrischen Dialekt nicht mächtigen Lebewesen in dieser Runde
(und wahrscheinlich auch im ganzen Viertel), die Alm als letzter zu betreten.
Falls gleich Schüsse fallen sollten oder so, na ja, man kann ja nie wissen.
Endlich drinnen und noch am Leben fanden wir eine Lokation vor, in der die ersten Stühle schon auf den Tischen standen (ca. 22:00 Uhr, naja). Der Wirt meinte, wenn seine letzten Stammgäste (ca. fünf übriggebliebene) gehen wollen, wird er schließen. Da wir aber sowieso nur ein Bier trinken wollten, ging das schon in Ordnung.
So orderten wir dann, stellten uns an den Tresen (der schönste Platz ist immer an der Theke, <- Ton Steine Scherben) in eine stille Ecke und ich begann, mich erst mal schüchtern umzusehen. Die Inneneinrichtung traf nicht wirklich meinen Geschmack, obwohl einige prachtvolle Dekoutensilien dabei waren. So z.B. ein Bild mit den original Unterschriften der Nationalmannschaft von 1981 nach einem Qualispiel gegen Bulgarien. Auch die Parkuhr am Eingang fand ich ganz witzig. Schnell fanden meine Mitstreiter den verbalen Einstieg mit der letzten übriggebliebenen Tresenleiche (die anderen vier Gäste saßen etwas Abseits an einem Tisch), natürlich über Fußball.
Bis dahin lief alles
relativ unspektakulär und ich dachte so bei mir "symphatische Freakshow
dies". Ich musste dann allerdings noch mal auf Toilette und ließ mir
damit schon aweng Zeit, gut Ding will schließlich Weile haben.
Während ich dann auf Klo am Waschbecken vor dem Spiegel stand und mich selbst
lobte, wie toll ich heute wieder aussehe, ging rasant die Klotür auf und
quetschte mich elegant zwischen Waschbecken und derselben ein. Wer war der
Rüpel und noch während ich mir diese Frage stellte, blickte ich aus ca.
10 cm Entfernung in ein fettes pickelnarbiges Gesicht eines hässlichen Menschen
mit VokuHila Frisur. Ich blickte Ihn an und es blickte mich an und vor
meinem geistigen Auge spielte sich für wenige Sekunden ein Horrorszenario
ab, das mich am Ende in der Klospülung spurlos verschwinden lies. "Zuagreister
spurlos verschwunden". Am Ende hielt ich aber seinem bohrenden Blicken
stand und es verschwand im Pissoir. Selbstbewusst ging ich wieder an den
Tresen mit dem sicheren Gefühl, dieses Duell gewonnen zu haben. Ich fühlte
mich wie John Wayne nach einer siegreichen Keilerei im Saloon.
So neigte sich dann
unser aller Bier dem Ende zu, ich bezahlte die Zeche und wir zogen von dannen.
Mein Fazit: Ganz großes Kino, aber auf schöne Frauen braucht man in der
Alm nicht zu warten. Ich komme gerne wieder.