autor: maedchen 19.02.03

Fassadenstadt

München Schwabing. Ich will mir Schuhe kaufen. In diesem Laden war ich neulich schon mal, da waren die Schuhe nicht auf Lager. Eigentlich ist es mir sehr zuwider, nochmal diesen hippen Schuppen zu betreten, da ich das letzte Mal ziemlich arogant und herablassend bedient wurde. Aber was soll's, ich will die Schuhe.

Ich betrete also das Geschäft. Aber was ist heute los? Der Verkäufer kommt auf mich zu und fragt mich freundlich, ob er mir helfen kann! Ich erkenne ihn wieder. Es ist derselbe wie beim letzten mal. Nur warum schenk er mir heute mehr Aufmerksamkeit und behandelt mich viel respektvoller? Woran liegt das nur? Vielleicht, weil ich das letzte mal meinen alten Parka und die Stahlkappenstiefel an hatte, kein hübsches Blüschen trug und nicht geschminkt war? Na, Danke!

Wie oft ist mir so was ähnliches schon in dieser Stadt passiert! Ich denke da an die "freundliche" Müller-Brot-Verkäuferin, die mich sogar ganz ignoriert, wenn ihr meine Erscheinung gerade nicht paßt. Oder an die Feststellung meines Mitbewohners, der mit frisch gefärbten roten Haaren immer zwei Plätze in der U-Bahn für sich hat, weil sich keiner neben ihn setzt.

DIESE OBERFLÄCHLICHKEIT KOTZT MICH AN! Manchmal macht es einem diese Stadt wirklich nicht leicht, sie zu mögen...

Die Schuhe waren natürlich immer noch nicht geliefert. Bei so viel Aufmerksamkeit, die für die Äußerlichkeiten der Kunden aufgewendet werden muß, bleibt natürlich nicht mehr viel Zeit und Energie, um sich den eigentlichen Aufgaben des Schuh-Geschäfts zu widmen. Schon klar!

Ich werde die neuen Treter wohl in einem anderen Laden kaufen...

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