autor: zerstoerer 04.11.07

Raus aus dem Kotzklotz
Der Profikickwochenrückblick

 

Waren das noch Zeiten, in denen ein Fußballstadion zu dem Zweck gebaut wurde, den Fans einen möglichst akzeptablen Blick auf das Spielfeld zu bieten. Spätestens seit dem Bau des Schlauchbootes am Müllberg im Münchner Norden scheint sich das geändert zu haben. Das Stadion als solches ist zum Prestigeobjekt verkommen. Es geht jetzt hauptsächlich darum, mit der guten Stube zu protzen und anzugeben. Und das macht man am Besten, indem man sich den Namen irgendeiner Bank oder Versicherung außen dran klebt. Damit lässt sich dann auch noch ganz gut Geld verdienen.
Die Vermarktung scheint gut zu funktionieren, denn die Vereine, die sich eine neue Bude hingestellt haben, haben auch oft ein volles Haus. Bayern sogar im DFB-Pokal gegen einen Zweitligisten in der 2. Runde. Was gab es da im Olympiastadion nicht manchmal für Geisterkulissen im Pokal. Allerdings im Viertel- oder Halbfinale gegen Erstligisten wie Leverkusen oder Stuttgart...
Lange wird es bestimmt nicht mehr dauern, dann gibt es auch Zuschauerplätze, die man direkt mit dem Auto erreichen kann. Das funktioniert dann wie im Autokino. Aussteigen muss man nicht mehr. Vielleicht gibt es diese Einrichtung ja schon im neuen Stadion von Dietmar Hopp, dass gerade in der Nähe des Auto & Technik Museum Sinsheim gebaut wird. Übrigens nur wegen Ablehnung des Eppelheimer Gemeinderats! Sonst würde es nicht bei Sins- sondern bei Eppelheim entstehen, womit jetzt niemand vereppelt werden soll (und falls es jemanden interessiert).
Der erste Verein, der sich beim Angeben verprotzt hat, ist der TSV 1860 München. Geschäftsführer Ziffzer erklärte das Schlauchboot unlängst zum "Klotz am Bein", weil die Miete zu hoch ist. Für 58 Millionen Euro könne man sich aus dem Mietvertrag freikaufen, rief er nach einem Gönner. Vorsicht, vorsicht! Bei solch hilflosen Äußerungen scharren die Wildmosers schon mit den Hufen und wittern ihre Chance. Und falls die Wildmosers doch nicht einspringen, muss 2018 mit den Planungen für ein neues, billigeres Stadion begonnen werden.
2025 könnte es dann heißen: Raus aus dem Kotzklotz. Man könnte aus dem Schlauchboot ausziehen, und es gäbe in München dann noch mehr Stadien. Das Schlauchboot, das Dante, das Oly, das Grünwalder, an dessen Toren dann bestimmt immer noch 60er-Fans angekettet sein werden, weil sie in den vielen Jahren vor Hunger die Schlüssel für die Handschellen und Kettenschlösser aufgefressen haben und nicht mehr loskommen, und eine neues 60er-Stadion, dass dann leider leer sein wird. Weil keine Bank ihren Namen draufkleben will und das Stadion deshalb nicht schick ist, und die wahren 60er-Fans ja noch an der Grünwalderder Straße an der Stadiontür ketten.

Euer zerstoerer

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