autor: zerstoerer 11.11.07

Ist Fußball eine Kunst?
Der Profikickwochenrückblick

 

Ist Fußball eine Kunst? Oder kann Fußball eine Kunst sein? Die vergangene Woche brachte viele Anregungen, über diese Frage einmal nachzudenken. Lothar Matthäus zum Beispiel stellte die deutsche Fußballkunst ausdrücklich in Frage, weil es im Europapokal lediglich zwei Unentschieden (Schalke und Bayern), aber keinen Sieg gab. Alles in der Bundesliga sei wunderbar, nur nicht die Leistung auf dem Platz.
Damit meinte er zum Beispiel den Auftritt von Bayer Leverkusen im UEFA-Cup bei Spartak Moskau. Und hier hat Matthäus ausnahmsweise mal recht: „Es ist traurig, was da passiert. Die Lage ist beängstigend.“ Wenn sich schon eine künstliche Werksmannschaft eines ehemaligen Chemie- und Pharmakonzerns auf Kunstrasen nicht wohl fühlt und verliert, dann müssen tatsächlich die Alarmglocken klingeln. Hätte nur der Bayer-Konzern nicht seine Chemiesparte verkauft, dann hätte man sich deren Know-how für eine ausgiebige Analyse der Beschaffenheit des Kunstrasens zu nutze machen können. Vielleicht hätte das ja was genutzt.
Auch Ottmar Hitzfeld dürfte Matthäus mit seiner Kritik im Auge gehabt haben, obwohl Lothars Kritik in München traditionell nicht interessiert. Rummenigge ist eh der brilliantere Meckerbeutel. Und der wies Ottmar Hitzfeld ob seiner Auswechslungen gegen Bolton und der folgenden Punkteteilung auch gleich zurecht, Fußball sei keine Mathematik. Hitzfeld erwiderte darauf nur: „Ich hoffe, dass ich das Fußball-Einmaleins kann.“ Ist etwa nicht der Fußball selbst die Kunst, sondern die Berechnung des Spiels?
Wie dem auch sei. Andere Vereine brauchen inzwischen gar nicht mehr berechnen, sondern bestenfalls noch nachrechnen. Nämlich, wie oft sie noch verlieren müssen, bis sie endlich abgestiegen sind. Cottbus und Nürnberg etwa. Wenn der Weg, die Fußballkunst zu betreiben, vor der Saison auch ein gegensätzlicher sein sollte: Cottbus verkaufte sein Tafelsilber (oder sollte man besser von Tafelblech reden), während Nürnberg sich eigentlich verstärken wollte. Und im Detail betrachtet unterscheidet sich das Ergebnis tatsächlich. Wenig Punkte, wenig Fans in Cottbus, ein Punkt mehr und viele Fans in Nürnberg. Und doch läuft es irgendwie auf das gleiche hinaus. Noch vier Spiele bis zur Winterpause verlieren und es geht in der Rückrunde nur noch um eines, nämlich um die Kunst.

Euer zerstoerer

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