autor: zerstoerer 25.11.07

Im Zeichen der Krise
Der Profikickwochenrückblick

 

Krisen wohin das Auge reicht. In den letzten beiden Wochen hatte man den Eindruck, es gibt nur noch Probleme im deutschen Profifußball. Zumindest ließen die dünnhäutigen und zickigen Äußerungen einiger verblichener Fußballprofis auf Krisensituationen schließen. Das die Hormonsuppe von Uli Hoeneß alle paar Wochen mal überkocht und als heiße Luft entweicht, das finden wir längst nicht mehr bedrohlich. Und das Rudi Völler Stammtischgesülze zu niveaulos findet, konnten wir uns auch fast schon denken, weil ja schon lange bekannt ist, dass er Stammtische hasst. Besonders wenn Waldi Hartmann und sein Weißbier daran sitzen. Beziehungsweise das Bier mit ihm, oder wie war das damals gemeint?

Aber dass Oliver Bierhoff plötzlich ernst genommen wird, das deutet dann wirklich auf eine handfeste Krise des deutschen Fußballs hin. Kritisiert er doch glatt seine Bundesliga-Drohnen völlig ohne Demut, weil sie ihm nicht ordentlich genug arbeiten. Und obwohl Drohnen keine Stacheln haben, gifteten diese ganz gewaltig zurück.

In Kaiserslautern gipfelte die Krise vorerst in gegenseitigen Vorwürfen des inzwischen zurückgetretenen Sportdirektors Schjönberg und dem neuen Aufsichtsrat Toppmöller. Schjönberg fand Toppmöllers Anbiederung eine Frechheit, Topmöller dessen Vorwürfe eine Unverschämtheit. Trainer Rekdal machte nach der Niederlage in Aachen dem Schicksal bitterlich Vorwürfe und meinte, dass seine "Mannschaft sehr gut gespielt hat und es unglaublich ist, dass man ohne Punkte nach Hause fährt." Was das Schicksal gegen Mainz geantwortet hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

Ja, ja, so ist das. Und, lieber Herr Rekdal, das blöde ist, dass das früher sogar noch einen Vorteil hatte. Wenn man nämlich als Zweitligist zu oft ohne Punkt nach Hause fuhr, dann musste man das Jahr darauf schon nicht mehr so lange nach Hause fahren. Und wenn man das dann noch weiter trieb, konnte man irgendwann sogar mit dem Fahrrad fahren und die dann überflüssige zweite Mannschaft auflösen. In Zukunft dauert das ein Jahr länger, wegen der neuen eingleisigen dritten Liga. Wenn man dann doch endlich ganz unten angekommen ist, kann man wenigsten das Stadion Dietmar Hopp überlassen, der es ja nur ohne den FCK will und der dann in Kaiserslautern sein zweites Retortenteam etablieren und seine eigene Liga mit zwei Mannschaften gründen kann. Die können dann vor 40 000 begeisterten Plastikpuppen auf dem Betzenberg jeden Samstag, oder wann es das Fernsehen halt will, gegeneinander antreten.

Werfen wir einen Blick nach Jena. Dort ist der Pokalerfolg gegen den Pokalsieger einer Erleuchtung gewichen. Im Boden der Tatsachen befindet sich das Loch in die dritte Liga. Zwar scheint nur ein muffiges Licht nach oben, aber das Loch wird immer größer. Wenn schon der Pokalsieger vielleicht doch nicht zum ersten mal in der Geschichte des deutschen Fußballs absteigen sollte, was er als Meister ja bereits mal geschafft hat, so steigt vielleicht wenigstens der Pokalsiegerbesieger ab und gehört dann zu den Gründungsmitgliedern der dritten Liga. Und damit hätte man immerhin die Chance, in vielen Jahren in der dritten Liga mal das zu werden, was der HSV in der ersten ist. Dinosaurier. Eigentlich auch nicht so schlecht.

Zu guter Letzt werfen wir aber doch noch mal einen Blick auf die Krise bei den Bayern, die Stimmungskrise. Die Stimmung in der Arena am Müllberg ist auf dem Nullpunkt, weil die Geschäftsleute im Stadion nichts brüllen können, weil sie den Mund mit Fressen voll haben. Das kritisierte unlängst der gemeine Fan, der sich daraufhin vom Uli vorwerfen lassen musste, es müssten teure Tickets an mampfende Geschäftleute verkauft werden, um den Pöbel beim Gang ins Stadion zu subventionieren.

Ob das so stimmt? Vielleicht muss der Pöbel ja auch kommen, damit das Stadion nicht halb leer ist und der Hummer für die Geschäftsleute und die High Society bezahlt werden kann. Sogar 1860 muss ja darin spielen, dass es sich lohnt.

War es nicht vor einigen Jahren der Kaiser höchstpersönlich, dem sein Volk im Oly zu ruhig war? Prunk und Protz sollte für Stimmung sorgen. Und diese Stimmung sollte Prunkis und Protzis amüsieren. Ist das Schlauchboot also für die Fans aufgeblasen worden, oder für den Adel? Sollte nicht die "Schickeria" die Schickeria unterhalten, zusammen mit 22 Hofnarren auf dem Platz?

Als es Hoeneß zu bunt wurde, drohte er unter bestimmten Umständen mit Rücktritt. In diesem Fall wäre die größte Krise des deutschen Fußballs vielleicht bald Geschichte: Der FC Bayern.

Euer zerstoerer

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