autor: sestom 09.07.08

Physikalisches

So schnell kann es gehen. Keine 5 Minuten auf dem Platz. Linker Verteidiger. Noch kein Ballkontakt. Unser Torwart  mit dem Abschlag. An der Mittellinie dann das Kopfballduell. Der Ball fliegt in hohem Bogen in meine Richtung. Das wird sie definitiv sein: meine erste Ballberührung in einem offiziellen Punktspiel. Ist zwar bloß eine Freizeitliga, mag sich da einer denken, aber für mich spielt das keine Rolle. In fast vollendeter Perfektion nehme ich den Ball mit der Fußspitze an. Er tropft richtig schön ab. Jetzt nur noch zum Torwart spielen und die erste Aktion mit Ball wäre geschafft. Der Gegner würde Respekt vor meiner Leistung bekommen und sich nicht mehr in meine Nähe trauen.

Doch was ist das? Irgendwie komme ich nicht so vom Fleck, wie ich mir das vorgestellt habe. Ist es das, was ich im Fernsehen immer wieder als billige Ausrede abgetan habe. Wie, um Gottes willen, kann man mit dem Stollen im Gras hängen bleiben? Das geht doch rein physikalisch gar nicht. Na ja, es geht wohl doch. Ich merke jedenfalls nur noch, dass mein Körper etwas gespalten ist, ob er nun tut, was meine willensgesteuerten Reflexe  von ihm erwarten, oder ob er sich nicht doch lieber den Gesetzen der Physik, sprich Gravitation, unterwerfen soll und sich auf eine nähere Bekanntschaft mit Mutter Erde einlassen soll. In diesem Zwiespalt übersieht mein Körper ein weiteres physikalisches Gesetz: Die Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Und das ist in meinem Fall, wie sich später herausstellen soll, der rechte Meniskus.

So endet meine noch so junge Fußballerkarriere im zarten Alter von 35 Jahren im Sportpark zu Grasbrunn. Am Dienstag wird dann operiert. Das wird mal ein richtig schöner Sommer.

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