autor: zerstoerer 19.07.03

Ein Jahr neben ARO

Sucht Euch auch von Zeit zu Zeit das schlechte Gewissen heim und drängt, doch endlich mal wieder Eure Omas und Opas zu besuchen? Bei mir lässt es dann so lange nicht mehr locker, bis ich mich schließlich in den Hintern trete.

Und so sitze ich an einem schönen Sonntag Anfang Juli mal wieder im Wohnzimmer meines Opas und frage mich zu Beginn des Gesprächs, wie ich die nächsten 45 Minuten rumkriegen soll und ob ich mich in der zweiten Halbzeit nicht besser verletzungsbedingt auswechseln lassen soll.
Das Gespräch läuft immer in der Gleichen Reihenfolge ab: Erst wird nach dem Job gefragt, dann unterschwellig klargestellt, dass man sich vielleicht langsam mal wieder eine Freundin suchen sollte – es geht immerhin um den Fortbestand der Familie! – und recht zügig geht man dann auch zu dem wirklich wichtigen Thema über. Nein, von der Reform der Sozialsysteme soll hier nicht die Rede sein. Das einzig wichtige Thema ist und bleibt natürlich Fußball.

„Was macht der Fußball“, fragte mich also mein Opa ganz salopp und natürlich ohne zu ahnen, das er bei mir damit Lawine los tritt. Sofort schießen die Namen der (Noch-)FCN-Kicker Jarolim und Krzynowek in den Kopf.

Und sofort rege mich darüber auf, dass beide Spieler zwar den Verein wechseln werden, aber erst 2004 und dann ablösefrei. Aus Sicht der Spieler schwachsinnig, da sie nicht ahnen können, wie es ihrem neuen Verein in einem Jahr geht. Und aus Sicht der Vereine sowieso, da diese nicht mal wissen können, ob Jarolim und Krzynowek in dieser Saison unter diesen Umständen überhaupt spielen werden.

Langsam aber sicher wird mir dann klar wie der Hase laufen soll. In Hamburg und Leverkusen spekuliert man natürlich darauf, dass die beiden Großverdiener von der Gehaltsliste gestrichen werden sollen und vielleicht ablösefrei ziehen dürfen.

Und die beiden Spieler hoffen natürlich auch darauf. Das ist besonders erbärmlich, den beide haben einen redlichen Anteil am Abstieg. David Jarolim, der Erfinder des Torschusses, hat bis heute nicht begriffen, dass es beim Fußball keine Endzone gibt. Wirklich nicht, David. Und Jacek Krzynowek hat sich zwar nach der WM mal über sein lausiges Gehalt beschwert, in der Rückrunde aber Lars Müller auf der linken Seite mehr im Weg rumgestanden, anstatt im gegnerischen Strafraum für Unruhe zu sorgen.

Was tun? Macht es Sinn um zwei wahrscheinlich mäßig motivierte Spieler herum eine Mannschaft aufzubauen, die den Verein sicher verlassen? Natürlich nicht. Kann es sich der Club leisten, beide ein Jahr lang auf der Tribüne schmoren zu lassen? Auch nicht wirklich. Als Denkzettel wär es aber richtig. Die beiden ablösefrei ziehen lassen? Nicht nach Leverkusen, nicht nach Hamburg!

Pech für die Pillenkicker, dass der Konzern nicht mehr soviel Kohle rüberschiebt. Das Calli es nötig hat, sich ausgerechnet am Club gesund zu stoßen ist schon erbärmlich. Kohle her oder Maul halten.

Und Pech auch für Wasisblauundstinktnachsau. Aber andererseits auch ein wenig Verständnis: Es gibt ja Gerüchte, der HSV hätte seine Schüssel ewig nicht bezahlt. Dafür sind halt ein paar Handwerksbetriebe wegen Liquiditätsengpässen draufgegangen. Wie Schade, wenn jetzt auch noch der HSV draufginge…

Zurück ins Wohnzimmer meines Opas und zu dem Fazit, dass der Besuch halt doch wieder einmal erkenntnisreich war: Jarolim und Krzynowek müssen ein Jahr auf die Tribüne. Und zwar neben ARO, unserem Präsidenten. Lieber soll der Club ohne die Beiden 14. werden, als mit ihnen aufsteigen.


Gruß, Zerstoerer

zurück